Doohan Style: Rossi mit Daumenbremse nach Beinbruch

Um seinen Genesungsprozess nicht gänzlich zu verlangsamen, hat der 'Doctor' eine entlastende Methode für sich gefunden

Nur drei Wochen nachdem sich der Italiener Valentino Rossi (Movistar Yamaha MotoGP) bei einem Trainingsunfall das rechte Schien- und Wadenbein brach, sicherte er sich einen Start aus der vorderen Reihe zum Aragon GP und beendete diesen als Fünfter. Dieses Endresultat schien zunächst für Außenstehende und selbst Beteiligte nahezu unmöglich, denn bis zum ersten freien Trainings des Grand Prix, wusste Rossi selbst noch nicht einmal, ob er die Anstrengungen durchhalten würde. Doch sein unglaubliches Talent und die perfekte Arbeit von Brembo, halfen ihm zu diesem Erfolg. Der Hersteller fertigte dem neunfachen Weltmeister einen ganz speziellen Hauptzylinder der Daumenbremse. Dieser ermöglichte es dem Italiener, die Hinterradbremse zu steuern, ohne dabei sein verletztes Bein einsetzen zu müssen.

Valentino Rossi, Movistar Yamaha MotoGP

Der Italiener testete das System bereits in Brno, jedoch fuhr er dabei die 'Standardversion'. Mit dieser ist es jedoch nicht möglich, den die Hinterradbremse mit dem Hauptzylinder der Daumenbremse und das Pedal gleichzeitig zu bedienen, sondern nur eins der beiden. Nach der Verletzung wollte Rossi jedoch etwas, was ihm erlaubt beides parallel steuern zu können. So fanden die Techniker in kürzester Zeit eine Lösung, die gewünschte Veränderung umzusetzen.

Auch wenn diese technische Erfindung keine Neuheit ist und schon vor 25 gebaut wurde, hat sie bislang nur Rossi genutzt. Der Allererste der jedoch danach fragte, war der Australier Mick Doohan, als er zum Dutch GP 1992 einen Unfall erlitt, bei dem nicht klar war, ob er sein Bein je wieder so nutzen könne. Nachdem er es nur eingeschränkt noch bewegen konnte, war er nicht mehr in der Lage, die Hinterradbremse mit dem rechten Pedal bedienen zu können. So entstand schließlich die Idee des veränderten Hauptbremszylinders.

Diese Alternative wurde so schon von Maverick Viñales bei Movistar Yamaha und von Andrea Dovizioso, Jorge Lorenzo und Danilo Petrucci bei Ducati gefahren.

Praktisch gesehen, funktioniert die Daumenbremse wie eine Traktionskontrolle: sie wird in der Mitte der Kurve aktiviert, um mit dem Reifen am Traktionspunkt bleiben zu können, um dieses so schnell wie möglich in die Gerade zu bringen. Außerdem haben die Fahrer so in Rechtskurven leichter den vollen Neigungswinkel der Kurve nutzen zu können, ohne dass sie ein Risiko eingehen, dass der rechte Stiefel den Asphalt berührt.