Marquez: “Der Titel wird unter drei Fahrern entschieden"

Der Titelverteidiger spricht vor den Überseerennen über den WM-Kampf, die Taktik und die Saison 2017

"Meiner Meinung nach wird der Titel unter drei Fahrern vergeben. Ich denke, die Meisterschaft wird zwischen Dovizioso, Vinales und mir entschieden. Zu 90 Prozent gehe ich davon aus, dass es erst in Valencia entschieden wird."

Das ist es, was Weltmeister und WM-Leader Marc Marquez (Repsol Honda Team) bei den finalen vier Rennen der Saison erwartet: einen Dreikampf mit Andrea Dovizioso (Ducati Team) und Maverick Viñales (Movistar Yamaha MotoGP). In der laufenden Saison erlebten alle drei Kandidaten Höhen und Tiefen. Marquez' letzte Höhen – bis auf ein Rennen stand er seit dem Katalonien GP bei jedem Rennen auf dem Podium – haben ihm einen Vorsprung von 16 Punkten eingebracht, bei 100 noch zu vergebenen Punkten. Doch der Start in die Saison war nicht gut. Marquez musste geduldig sein und zu seiner Herangehensweise von 2016 zurückkehren.

"Am schwierigsten waren die ersten fünf Rennen", sagt der fünffache Weltmeister. "Ich war langsam und musste viel riskieren. Ich stürzte oft. Nach Le Mans und Mugello sagte ich mir: 'Okay, es ist unmöglich.' Ich hatte das Gefühl von 2015 und fühlte, dass ich es nicht kann. Ich wollte mich auf dem Motorrad sicher fühlen, doch das war nicht möglich, weil ich Sechster oder Siebter geworden wäre, wenn ich sanft gefahren wäre.

Das war nicht die Herangehensweise, die man beim Kampf um die Meisterschaft braucht. Ich versuchte, mich an meiner Einstellung von 2016 zu orientieren und geduldig zu sein. Geduldig sein, bis man sich wohlfühlt. Dann kamen wir nach Assen. Ich hatte ein gutes Gefühl für das Motorrad. Ich erkannte die Limits besser als zuvor. Ich lernte aus dieser Saison. Ich verstand, dass sich sehr kleine Dinge auf den Fahrstil auswirken und das Gefühl komplett ändern können. Alles hat seine Bedeutung."

Jetzt besteht die Herausforderung nicht darin, die defensive Strategie von 2016 zu verwenden und sich zurückzuhalten. Es geht jetzt darum, einzuschätzen, wann und wie attackiert werden muss. "Ich denke, es wird entscheidend sein, zu erkennen, wann man nicht kämpfen kann, weil es Rennen geben wird, in denen Viñales oder Dovizioso oder ein anderer Fahrer schneller sein wird", bemerkt der WM-Führende. Aber wenn er sich gut fühlt? "Dann werde ich attackieren. Doch wenn ich mich nicht gut fühle, dann ist es besser, ins Ziel zu kommen oder ein paar Punkte zu sammeln."

Marquez meint, das Motorrad befindet sich auf einem ähnlichen Niveau. Doch er kann 2017 stärker attackieren und Risiken managen. Verantwortlich dafür ist eine wichtige Änderung: der Motor. "Ein wichtiger Punkt ist, dass wir in diesem Jahr den Motor wechselten. Wir änderten die Balance der Maschine. Das hilft sehr. Jetzt verstehen wir sehr schnell, was wir in welcher Situation brauchen", meint Marquez. "Wir kommen an eine Strecke und wissen bereits, was wir in welcher Situation benötigen", meint Marquez. "Wir kommen an eine Strecke uns haben bereits Vorstellung, welche Abstimmung wir benötigen."
In Motegi bedeutet das, den richtigen Kompromiss für die harten Beschleunigungs- und Bremszonen zu finden. Drei Siege konnte er bereits auf dem Twin Ring Motegi feiern – einen in der 125er-WM, einen in der Moto2™ und einen in der MotoGP™. Zudem stellte Marquez zwei MotoGP™-Titel in Japan sicher. Der Kurs und das Land halten gute Erinnerungen bereit. Nun möchte er für weitere positive Erinnerungen und festlegen, wann er attackiert, um WM-Titel Nummer sechs einzufahren. Er ist bereit, bei den Überseerennen 100 Prozent zu geben, beginndend mit dem Japan GP: "Diese Rennen sind immer sehr anspruchsvoll durch die verschiedenen Zeitzonen und Bedingungen. In diesem Jahr ist die Meisterschaft sehr eng. Die Herausforderung ist noch größer..."