Miller: „Ich kneife mich immer noch“

Der erste Staub hat sich gelegt, nachdem Jack Miller bei der Motul TT Assen seinen ersten MotoGP™ Sieg gefeiert hat.

Der Estrella Galicia 0,0 Marc VDS Pilot Jack Miller hat beim Dutch GP das neu gestartete MotoGP™-Rennen über zwölf Runden im Regen von Assen gewonnen. Es war der erste Königsklasse-Sieg des Australiers, der bis da hin einen schwierigen Saisonstart erlebt hatte. Noch vor dem Auftakt-Rennen hatte er sich bei einem Trainingsunfall das Bein gebrochen

Ist es schon angekommen?
„Ja sicher ist es angekommen, aber ich kneife mich immer noch! Du weißt, was passiert ist, aber du kannst es immer noch nicht glauben. Das ist definitiv eines der besten Gefühle, die ich je hatte, ganz sicher.“

Was ist dir auf den letzten paar Runden durch den Kopf gegangen?
„Bei diesen schwierigen Bedingungen, wenn du wirklich immer voll am Ball bleiben musst, habe ich mich leicht ablenken lassen! Als ich das merkte musste ich mir selbst sagen: ‚Hey, pass auf... oder du führst in einer Minute nicht mehr!’. Mit dem Kopf war ich woanders, habe angefangen, an andere Dinge zu denken. Zum Beispiel wie es wird, wenn ich die Leute dann im Fahrerlager wieder sehe, wenn alles vorbei ist. Es ist leicht, die Konzentration zu verlieren. Gerade in so schwierigen Bedingungen, wie sie da draußen waren, ist es aber genau so einfach, alles wegzuwerfen.

There are absolutely no words I have for this guy ! So pleased for @jackmilleraus …

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„Mein Hauptziel war es dann, konzentriert zu bleiben, bis zum Ende, den Job fertig machen. Auch musst du manchmal etwas langsamer machen und versuchen, nicht zu viele Risiken einzugehen und das ist noch gefährlicher. Du pushst die Reifen nicht wie du es machen solltest und damit stürzt du dann auch. Darum habe ich mich auf die Rundenzeiten konzentriert, mir die 1:50 als Ziel gesteckt und das Bike ins Ziel gebracht.“

Was war denn nach dem Rennen mit deiner Stimme los?
„Die war schon in der zweiten Kurve nach der Ziellinie weg, ich habe so laut geschrien und einfach gefeiert!“

Jack Miller, Estrella Galicia 0,0 Marc VDS, Motul TT Assen

Wie hat es sich angefühlt, deine Kritiker Lügen strafen zu können?
„Natürlich haben die Leute das Recht, mich und das Projekt, welches wir hier laufen haben, in Frage zu stellen. Es hat sich einfach richtig gut angefühlt, Honda und den ganzen anderen Jungs was zurück zu geben. Wir arbeiten sehr hart, aber auch die ganzen Jungs. Es war daher toll ihnen zeigen zu können, wie sehr ich das zu schätzen weiß und dass ich nicht ihre Zeit verschwende. Es war schön dem Projekt einen solchen Kickback zu geben, für all die Investitionen und dafür, dass sie von Anfang an an mich geglaubt haben, aber jetzt doch ein paar Fragen aufgekommen waren.“

Wie war das in den schweren Zeiten? Hast du da dein eigenes Können selbst in Frage gestellt?
„Es kommt der Punkt, wo du wirklich anfängst an dir selbst zu zweifeln. Du fragst dich dann: ‚Gehöre ich wirklich auf so ein hohes Level in diesem Sport?’. Sowas halt. Sobald ich über die Ziellinie fuhr, war das alles aus dem Kopf weg. Ich weiß, dass es ein Regenrennen war, aber das zeigt doch nur, dass wir diese Saison besser und besser werden, Rennen für Rennen, Wochenende für Wochenende.“

Wie verändert sich jetzt deine zukünftige Herangehensweise an alles?
„Ich glaube, dass mich das ein wenig ruhiger macht. Aber bei allem anderen bleibt alles gleich, die gleiche Arbeitseinstellung, die gleiche Herangehensweise.“

Du bist der erste ehemalige Moto3™-Pilot überhaupt, der ein MotoGP™-Rennen gewonnen hat. Glaubst du, dass der direkte Umstieg in die MotoGP™ ein Vorteil war?
„Ich denke schon. Tito zum Beispiel ist ein Moto2™ Weltmeister und hat die letzten drei Saisons dort um den Titel gekämpft. Wenn man jetzt sieht, dass er sich genau so abmüht, wie ich in meiner ersten Saison, zeigt das nur, wie schwer es hier ist. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, aus welcher Klasse du in die MotoGP kommst, solange du die richtige Arbeitseinstellung und Haltung hast, ist alles möglich.“

Du bleibst ja 2017 im Estrella Galicia 0,0 Marc VDS Team. Die Stimmung im Team muss ja gerade gigantisch sein...
„Ich habe mich in dem Team sofort zuhause gefühlt und ich bin froh, dass ich auch 2017 da fahren werde. Ich denke, dass sie mich auch wirklich mögen und alles scheint sehr gut zu sein. Ich bin glücklich. Das Team kommt mit meiner Persönlichkeit sehr gut klar. Sie sind irgendwie ein besonderes Team. Sie sind so offen und wollen mir einfach helfen, in jeglicher Hinsicht im Racing, das ist mega. Ich bin wirklich happy dort!“

Habt ihr schon aufgehört zu feiern?
„Ich habe fast sofort wieder mit dem Training begonnen. Ich bin MotoCross und etwas Fahrrad gefahren, habe versucht, mich zu beschäftigen. Ich muss für vier Tage nach Hawaii, weil dort einer meiner besten Freunde heiratet, ich weiß, das klingt nach sehr harter Arbeit. Ich werde aber in der Sommerpause nicht nach Australien können, darum freue ich mich, meine Freunde zu sehen, mit ihnen abzuhängen und meinen Pokal mit nach Hause zu geben. Dann geht es nur noch um den Sachsenring, die Strecke mag ich auch sehr. Wir sind letztes Jahr da gut unterwegs gewesen und ich freue mich darauf.“