Marquez: „Ein Kampf in meinem Kopf“

Der MotoGP™ Weltmeister 2016 spricht über die Saison, den ‚neuen’ Marquez und wohin die Reise nun gehen soll.

Ende 2015 ging Marc Marquez (Repsol Honda) zum ersten Mal in der MotoGP™ ohne die Krone in der Königsklasse nach Hause. Einer unglaublichen Rookie-Saison folgte eine 10-Rennen-Siegesserie zu Beginn der Saison 2014 und Marquez ging 2015 als Favorit in die Saison – erlebte dann aber sein schwierigstes Jahr. Aber der Fahrer aus Cervera hatte trotz einer schwierigen Wintersaison und schweren Testfahrten ein konkretes Ziel für 2016: die Krone zurückzuerobern. Und nach einer historischen Saison war es genau das, was ihm gelang. Leicht oder?

Marc Marquez: „Im Winter nach der Saison 2015 war es schwierig, ich habe schon trainiert und dachte, das Einzige, was ich dieses Jahr tun kann, ist zu gewinnen. Also ja, in der Vorsaison war es wirklich hart, denn ich kam wirklich motiviert an, aber das Bike funktionierte nicht. Wir waren so weit von den anderen weg und dann sagte ich mir ‚okay, es ist unmöglich’, besonders in Malaysia. Aber dann änderte sich etwas: Meine Mentalität ist immer so, dass ich glaube und versuche zu pushen.“ 

Sobald die Saison dann losging, war es alles, aber nicht verloren.

MM93: „In Katar haben wir in der letzten Stunde noch eine große Änderung an der Balance des Bikes vorgenommen und fanden einen Kompromiss auf dieser Strecke, der am Ende der beste Kompromiss für die ganze Saison war. Einer der Schlüsselmomente war in Argentinien und in Austin, denn die Saison mit einem Podium in Katar zu beginnen und dann zwei Siege zu feiern, macht das Gefühl schon deutlich besser! Dann war Le Mans ein weiterer Schlüsselpunkt, der wohl der Moment war, den ich komplizierter sah.“

Nachdem 2015 voller Vorfälle und Ausfälle war, denn der amtierende Champion hatte Probleme, das Limit richtig einzuschätzen, war sein Sturz in Le Mans 2016 sein einziger Sturz in einem Rennen, bis er den Titel gesichert hatte. Er kontrollierte das Jahr und griff zu, sobald sich eine Chance bot. 

MM93: „Natürlich ist das der speziellste Titel aufgrund des Drucks, denn viele Leute haben auf mich geschaut und gewartet, was ich tun würde. Und deshalb ist das das Jahr, in dem ich das Gefühl hatte, ich hatte...nicht das schlechteste Bike, aber auf einigen Strecken war es nicht bereit. Und dann musste ich darüber nachdenken, die Rennen einfach zu beenden. Es war manchmal schwierig zu akzeptieren, dass mich einige Fahrer überholten und vor mir landeten. Aber ich habe begonnen zu verstehen, dass das gut für die Meisterschaft war. Es gab einen kleinen Kampf in meinem Kopf!“

Aus diesem Kampf schien ein Sieger hervorgegangen zu sein: der ‚neue’ Marquez.

MM93: „Ich bin ein Fahrer, aber nicht nur ein Fahrer, sondern auch ein Mensch. Ich mache alles mit Leidenschaft und gebe alles. Zuvor war für mich jedes Wochenende wie ein Finale. Ich meine, ich bin in die Rennen gegangen, als bräuchte ich nichts anderes als den Sieg und vergaß die Meisterschaft. Aber jetzt beginne ich zu verstehen, dass jedes Wochenende ein kleiner Teil des Finales ist – und das ist der Titel.“

Einen MotoGP™ Titel als Rookie zu gewinnen, einen mit purer Dominanz und nun einen unter Druck hat dazu geführt, dass Marquez gewachsen ist und sich als Teil des Puzzles einfügt: Kontrolle, Geduld und das Langzeitspiel kamen zusammen. Der Fahrer aus Cervera ist jetzt der jüngste Fahrer der Geschichte, der fünf WM-Titel gewonnen hat, aber wer zählt da schon mit?

MM93: „Klar, wenn die Leute sagen: ‚Du bist 23 und hast schon 5 Titel’, denke ich mir ja, aber vielleicht hätte ich sogar mehr haben können, denn letztes Jahr habe ich die Meisterschaft mit einigen Fehlern verloren. Aber das ist etwas, worüber ich nicht nachdenken will. Ich sage mir: ‚Okay, ich habe 5 Titel, nun werden wir im nächsten Jahr um den sechsten kämpfen.’ Wenn wir ihn erreichen, werden wir wieder um den nächsten kämpfen. Aber wir können nicht über die Zahlen oder Rekorde nachdenken, denn am Ende übt das nur noch mehr Druck auf dich aus. Du musst es genießen. Wenn du es genießt und du nur auf die Gegenwart konzentriert bist, wird es viel leichter. Natürlich haben wir jetzt eine Hand voll, gib mir Fünf, also warum nicht eine weitere Hand? Aber ich will nicht sagen, dass wir es schaffen werden oder dass es mein Ziel ist. Wir werden sehen. Wir haben Zeit. Das Wichtigste ist, dass wir Zeit haben.“