In den ersten 11 Runden der Weltmeisterschaft 2022 haben wir jede Menge Drama und Spannung gesehen, die uns den Atem geraubt hat. Während die Fahrer auf der Strecke viel Lob ernten, sind die Mechaniker und Ingenieure, die hinter den Kulissen an den Motorrädern arbeiten, um das Beste aus ihren Maschinen herauszuholen, ebenso wichtig für ein gut funktionierendes MotoGP™-Team. Von einzigartigen Heckspoilern bis hin zu Chassis-Updates und Schwingen, hier ist, was Aprilia, KTM und Suzuki in den ersten paar Monaten der Saison gemacht haben.
Aprilia
Viele Augen waren während der ersten Tests der Saison auf die Aprilia-Garagen gerichtet, nachdem 2021 ein großer Schritt nach vorne gemacht wurde und Gerüchte besagten, dass das Werk aus Noale eine noch bessere Maschine für die aktuelle Saison entwickelt hatte. Um die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Maschine zu vergleichen, ist oben die 2021er-Maschine abgebildet, die Anfang des Jahres in Sepang getestet wurde. Es ist die Maschine, auf der die 2022er Maschine basiert. Unten sehen wir die 2022er-Maschine.
Auf den ersten Blick gibt es also keine großen Unterschiede in Form von großen Veränderungen. Natürlich gibt es einige offensichtliche Dinge wie die Auspuffanlage, die Aerodynamik und das Heck, aber im Großen und Ganzen ist das Motorrad der 2021er-Maschine recht ähnlich. Aber in Wirklichkeit ist das nicht der Fall. Für 2022 wurden viele Dinge aktualisiert. Ein neuer Motor, ein neues Fahrwerk, eine neue Schwinge, eine neue Aerodynamik, ein neuer Lufteinlass, eine neue Verkleidung, ein neuer Auspuff, eine neue Tankabdeckung. Fast alles wurde leicht überarbeitet. Nach ein paar Jahren der Entwicklung und des Verständnisses für diese Motorradkonfiguration beginnt Aprilia wirklich, sich mit den Feinheiten zu befassen und sich in die Evolutionsphase zu begeben, anstatt wie noch vor ein paar Jahren eine Revolution durchzuführen. Und nach dem, was wir bisher für das Jahr 2022 gesehen haben, machen sie ihre Sache sehr gut.
Eine Sache, an der Aprilia gearbeitet hat, war die Verfeinerung der Aerodynamik. In der letzten Saison stellte man fest, dass der Abtrieb zwar sehr gut war, aber die Agilität ein wenig beeinträchtigte, da das Motorrad in den Kurven schwerfällig war und sich nur schwer von einer Seite auf die andere ziehen ließ. Es war vielleicht ein physischeres Motorrad, als es sein musste. Für das Jahr 2022 wurde daher ein Weg gefunden, die Flügel zu verkleinern, ohne den gleichen Abtrieb zu verlieren.
Das Ergebnis ist unten zu sehen: Die neuen Flügel haben eine kleinere Fläche, aber insgesamt eine sehr ähnliche Form. Aleix Espargaro und Maverick Viñales haben sich positiv über die neuen Flügel geäußert. Für ein Motorrad, das bereits gut durch die Kurven kam, haben die neuen Flügel also nur eine der Stärken der Aprilia verstärkt. Auch hier kann man sehen, dass Aprilia die Höhe des Lufteinlasses leicht verkleinert und die Form der Frontverkleidung verändert hat.
Aber die beiden größten Verbesserungen, die Aprilia in dieser Saison vorgenommen hat, sind vielleicht die Verbesserungen am Fahrwerk und am Motor. Gegen Ende der letzten Saison hörten wir von Espargaro und Viñales, dass sie das Gefühl hatten, ihr Chassis sei insgesamt ein wenig zu steif. Der italienische Konstrukteur hat daran gearbeitet und etwas entwickelt, das ihnen besser gefiel. Es ist etwas weicher und nachgiebiger und bietet genau das Maß an Nachgiebigkeit, das sie brauchen, um Fehler zu vermeiden und den Reifenverschleiß zu verringern. Aber der größte Vorteil für Aprilia war die verbesserte Agilität. Dank des neuen Chassis war das Motorrad insgesamt schlanker und ermöglichte es den Fahrern, in schnellen, fließenden Kurven, in denen Richtungswechsel schwierig und anspruchsvoll sind, wirklich die Kontrolle über das Motorrad zu übernehmen. Die RS-GP von Aprilia aus dem Jahr 2021 gehörte bereits zu den besten V4-Motorrädern, was die Fahreigenschaften angeht, und jetzt, im Jahr 2022, wurde dieses Niveau auf das vielleicht beste angehoben.
Das Motorrad lässt sich sowohl in schnellen als auch in langsamen Kurven einlenken und kann auch aus engen Kurven heraus gut gestoppt und befeuert werden. Es ist das komplette Paket. Dazu kommt die Tatsache, dass der Motor von Aprilia immer stärker geworden ist, so dass es schwierig ist, bei der Aprilia noch einen Schwachpunkt zu finden. Aprilia hat seine Zugeständnisse klug genutzt und in den letzten zwei Jahren vier oder fünf neue Motorenspezifikationen auf die Strecke gebracht. Mit dem aktuellen Motor können sie mit den Besten mithalten, was den Topspeed auf Geraden angeht, und dank des Motors und des neuen Chassis, das eine bessere Traktion am Hinterrad bietet, gehören sie auch in den Kurven zu den Besten.
Eines der faszinierendsten Dinge in dieser Saison waren die aerodynamischen Lösungen, die Aprilia ausprobiert hat. Die neue Seitenverkleidung ging mit einem enormen Formanstieg von Viñales einher, ist sie also der Grund für seinen jüngsten Erfolg? Nun, schauen wir uns das mal genauer an.
Es wird angenommen, dass die neue Seitenverkleidung die Idee der Erdanziehung aufgreift. Wie Sie auf dem Bild sehen können, wölbt sich die Seitenverkleidung seitlich aus und hat unterhalb dieser Kante eine sehr flache und glatte Oberfläche. Wenn man sich bei großer Schräglage nach vorne lehnt, liegt diese Fläche parallel zum Boden und lässt kaum einen Spalt. Man geht davon aus, dass dadurch die Luft zusammengepresst wird und ein Unterdruckt entsteht, der das Motorrad zu Boden zieht. Dadurch werden die Reifen auf den Boden gezogen, damit sie mehr Grip haben und der Fahrer mehr Vertrauen hat, um mit mehr Geschwindigkeit durch die Kurve zu fahren.
Mavericks größtes Problem bei Aprilia war seine Unfähigkeit, auf neuen Reifen und mit vollem Tank zu Beginn des Rennens sofort schnell zu fahren. Das Problem ist, dass es Zeit braucht, bis die Reifen auf Temperatur sind und er sich wohl genug fühlt, um zu pushen. Ist die neue Seitenverkleidung, die den Reifen mehr in den Boden drückt, ihm mehr Vertrauen gibt und die Temperatur schneller ansteigen lässt, der entscheidende Faktor, die Viñales fehlte? Nun, in den beiden Rennen seit der Einführung der Seitenverkleidung lag die Nummer 12 in Deutschland auf dem vierten Platz, bevor sein Höhenversteller ausfiel und er ein DNF verzeichnete, und in Assen holte er natürlich sein erstes Podium mit Aprilia. Alles nur ein Zufall? Wir glauben nicht…
Schließlich hat Aprilia auch einen neuen Heckflügel ausprobiert. Es ist eine der radikalsten Aero-Lösungen, die wir in der MotoGP™ gesehen haben, und bisher wurde sie noch nicht im Rennen eingesetzt, so dass es interessant sein wird, zu sehen, ob sie sie in der zweiten Saisonhälfte häufiger verwenden. Aleix sagte, dass es einen spürbaren Unterschied machte, als er es ausprobierte, aber er war wortkarg, was das Gefühl angeht. Wenn wir eine Vermutung anstellen, dann wird ein Heckflügel offensichtlich eine kleine Menge an Abtrieb am Heck des Motorrads erzeugen. Da er so klein ist, wird er nur bei hohen Geschwindigkeiten einen signifikanten Effekt haben. In schnellen Kurven könnte er dem Hinterreifen helfen, etwas mehr Grip zu finden und dem Fahrer ein natürlicheres Einlenken ermöglichen.
Unabhängig von all den Gadgets, die Aprilia hat, bleibt eines bestehen. Sie erleben gerade ihre beste Saison in der MotoGP™ und das ist ihr ganz eigener Verdienst. Im Jahr 2022 haben sie ihren ersten MotoGP™-Sieg und ihre ersten beiden Podiumsplätze eingefahren und können zum ersten Mal wirklich um eine Weltmeisterschaft kämpfen.
KTM
Das erste große Update von KTM war für die Aerodynamik. Die Österreicher haben für 2022 weitere Wings hinzugefügt, und das war das Paket, für das sie sich entschieden haben. Die oberen Flügel waren größer als zuvor, und sie fügten die Sidepod-Wings weiter unten hinzu. Nach allem, was man hört, hat sich dadurch die Abstimmung der RC16 komplett verändert, und die Red Bull KTM-Fahrer Brad Binder und Miguel Oliveira sagten, dass sie nach einer gewissen Eingewöhnungszeit etwas mehr Spielraum für Fehler an der Front hatten, etwas, das sie das ganze letzte Jahr über angestrebt hatten.
Das einzige große Upgrade für 2022 war die neue Schwinge. Diese Schwinge war schon seit einiger Zeit in der Entwicklung, wir haben sie Anfang 2021 an der Testmaschine von Dani Pedrosa gesehen, aber das Werksduo Miguel und Brad hat sie erst dieses Jahr in Vollzeit eingesetzt. Die Unterschiede zur alten Spezifikation sind leicht zu erkennen, auch die Unterkante hat eine schöne Kurve. Wenn man unten auf die ältere Spezifikation schaut, kann man den Unterschied in der unteren Linie sehen.
Seht ihr die Veränderung? Das Tech3-Duo hat jetzt beide diese Schwinge, aber sie haben sie erst nach etwa sechs oder sieben Rennen in diesem Jahr erhalten. Es scheint ihnen aber zu gefallen, denn die beiden Rookies Remy Gardner und Raul Fernandez sind seit dem Wechsel bei der Schwinge geblieben.
Eine Sache, die wir wissen, ist, dass KTM sein Aeropaket geändert hat. Sie sind einer der wenigen Hersteller, die bereits ein Aero-Upgrade auf die Strecke gebracht haben, und KTM entschied sich dafür, die oberen Flügel beizubehalten, aber die Seitenflügel weiter unten wegzulassen. Seit der Änderung haben wir gesehen, dass die Fahrer von Strecke zu Strecke zwischen dem Update und der ursprünglichen Aerodynamik wechseln, was ihnen ja auch erlaubt ist.
SUZUKI
Suzukis Maschine kam 2022 mit einem neuen Motor und einem aktualisierten Chassis auf den Markt. Der neue Motor sorgte für die nötige PS-Zunahme, und plötzlich konnte die Maschine auf den Geraden mit einigen V4-Bikes mithalten. Suzuki änderte auch das Chassis, aber die Updates waren von außen nicht sichtbar. Wie wir im Laufe des Jahres 2022 gesehen haben, scheinen die Änderungen Alex Rins geholfen zu haben und bei Joan Mir nicht ganz so gut funktioniert zu haben. Mir hat sich häufig darüber beschwert, dass er Schwierigkeiten hat, das Motorrad zum Stehen zu bringen, und obwohl er in diesem Bereich in den letzten Rennen Fortschritte gemacht hat, ist das immer noch sein größtes Problem.
Mit der Ankündigung von Suzuki, die MotoGP™ Ende 2022 zu verlassen, gab es in dieser Saison nur wenige Updates, aber es gab einige. Ein kleines Update, das der Weltmeister von 2020 erhielt, waren seine Kniestützen. Für 2022 wurden sie ein wenig ausgeprägter und eckiger, aber auch weiter vorne weggeschnitten, damit Mir seine Ellbogen besser ansetzen kann. Vergleicht dazu das Bild unten mit dem oben, um die Unterschiede zu sehen.
Teamkollege Rins benutzt die Kniestützen nicht. Er bevorzugt das Motorrad ohne sie.
Auch wenn Suzuki sich zum Ende der Saison verabschiedet, werden noch einige kleine neue Teile entwickelt. Sowohl Mir als auch Rins haben ein Aero-Update erhalten, und sie verwenden unterschiedliche. Rins hat dieses Update, aber Mir hat eines, das die normalen oberen Flügel beibehält und nur weiter unten Seitenflügel hinzufügt. Das war ein Wunsch, den die Suzuki-Fahrer schon seit langem hatten. Sie wollten mehr Abtrieb, um den Wheelie aus den Kurven heraus zu begrenzen.
Es war aus verschiedenen Gründen ein schwieriges Jahr für Suzuki, aber bei noch neun ausstehenden Rennen wird das Werk, das es mit den großen Jungs aufgenommen und gewonnen hat, darauf aus sein, die MotoGP™ mit einem Hochgefühl zu verlassen.
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