Nicolas Goubert: Reifen-Interview

Michelin geht in seine zweite Saison als Einheitsreifenlieferant der MotoGP™ und wir haben mit ihnen über den Saisonauftakt gesprochen.

2016 ist Michelin als Einheitsreifenlieferant in die MotoGP™ Weltmeisterschaft gekommen und der französische Reifenhersteller geht nun in seine zweite Saison in dieser Funktion. Nach dem Saisonauftakt von Katar traf sich motogp.com mit Nicolas Goubert, dem Michelin Racing Technical Director, und hat mit ihm über die Rückkehr, die Entwicklungen bisher und das, was da noch kommt, gesprochen.

Nicolas, wie würdest du euer Comeback beschreiben?

Nicolas Goubert: "Positiv. Nach sieben Jahren Abwesenheit waren wir gut vorbereitet und das haben wir in Katar gesehen, als alle Rekorde gebrochen wurden, darunter die Renn-Dauer insgesamt – das haben wir vier Mal in jener Saison geschafft. Sehr oft konzentrieren sich die Leute mehr auf die Qualifying-Zeit, denn das ist spektakulärer, aber der Indikator, der die Leistung der Reifen repräsentiert, ist die Renndauer. Es gab natürlich auch Situationen, die schwieriger waren, als wir das erwartet hatten: Viele Strecken waren anders, andere kamen neu dazu oder die Asphaltdecke war erneuert worden."

"Etwas sehr Positives war es, so viele verschiedene Sieger zu haben. All diese Sieger liegen natürlich nicht in erster Linie an uns, aber trotzdem ist es eine große Ehre, so viele Fahrer zufrieden gestellt zu haben. Wir wissen, dass wir noch einiges finden müssen, was zwischen Fahrer und Fahrstil harmoniert, sodass die Fahrer verschiedene Wahlen treffen müssen. Das Ziel ist des, den Wünschen aller Fahrer zu hören und unsere Reifenauswahl entsprechend anzupassen. Darüber hinaus erlauben es uns dieses Jahr die Regeln, drei Vorder- und drei Hinter-Reifenmischungen mitzubringen."

In der Saisonvorbereitung habt ihr einen neuen Vorderreifen mitgebracht. Was kannst du uns über den erzählen?

"Wir haben schon in Brünn angefangen, mit diesem Reifen zu arbeiten, schon dort war das Ziel, den dieses Jahr anzubieten. Die WM war vor Valencia entschieden und zusammen mit den Teams haben wir entschieden, während eines Rennwochenendes einen vollen Test zu fahren. Darum haben wir zwei Reifen mitgebracht, einen mit dem 2016er Profil und zwei mit denen für 2017. 90 Prozent der Fahrer haben sich für den neuen entschieden, was gezeigt hat, dass wir uns für die richtige Richtung entschieden haben. Der wurde dahingehend entwickelt, um den Fahrern in maximaler Schräglage mehr Vertrauen zu geben."

Zwischen Austin und Jerez gibt es einen privaten Test, um die Regenreifen zu entwickeln. Wir testet ihr, um so etwas zu entwickeln?

"Wir haben eine Rennstrecke gemietet und alle Teams eingeladen. Wir werden die Strecke nass machen und die Fahrer werden dann Zehn-Minuten-Sessions fahren, um die Leistung einzuschätzen. Es ist das beste, einen analytischen Test zu fahren und die Bedingungen im Griff zu haben. Gleichzeitig ist es wichtig, mit den Fahrern in einem anderen Umfeld zu testen, als an einem Rennwochenende.

Aber den Intermediate-Reifen gibt es nicht mehr...

"Wir haben mit den Fahrern beweisen können, dass wir eine Kreuzung zwischen dem Slick-Reifen und den Regenreifen hinbekommen haben. Letztes Jahr hatten wir oft Situationen mit Fahrern auf Slicks, Intermediates und Regenreifen. Wenn man sieht, dass man den Regen- und Slick-Reifen gleichzeitig nutzen kann, ist da eine Verbindung. Es gab also kein Interesse mehr daran, Intermediates anzubieten – deren Nutzungsfenster ist viel schmaler als das der Regenreifen."

Was wird die nächste Entwicklung bei Michelin sein?

"Neben dem Vorderreifen haben wir neue Hinterreifen, die mit einem neuen Aufbau mehr Traktion bieten. Wir werden diesen Aufbau zu Beginn der Saison beibehalten und dann im Laufe sehen, was wir verbessern können."