Sommerbericht: Marc Marquez - Perfektion erreichen

Abgesehen von einem unvorsichtigen Sturz in Austin hat der amtierende Champion in acht Rennen nur 15 Punkte verloren. Perfektion?

Wie verbessert man die Perfektion? Für Marc Marquez, der 2018 auf dem Weg zu seinem fünften Titel in der Königsklasse neun Rennsiege und 321 Punkte gesammelt hat, endet diese Suche nie.

Wäre es auf dem Circuit of the Americas nicht zu einem unvorsichtigen Sturz in Führung liegend gekommen, auf dem er die ersten acht Runden führte, würde der 26-Jährige insgesamt sechs Siege aus neun Rennen verbuchen können. Das und eine unglaubliche Summe von 210 von 225 möglichen Punkten.

Nicht, dass das wichtig wäre… Durch die komfortable Lücke zum Rest des Feldes auf dem Sachsenring konnte Marquez seinen Punktevorsprung auf 58 Punkte ausbauen. Nachdem der siebenfache Weltmeister in drei seiner vorherigen Meisterschaftsjahre (2014, 16 und 18) bereits ähnliche Vorsprünge hatte, ist klar, dass er nichts liegen lassen wird.

Abgesehen von seinen unglaublichen Schräglagen, atemberaubenden Saves und waghalsigen Überholmanövern hat Marquez für 2019 etwas weiteres perfektioniert: die Führung von der Pole aus. Seine Siege in Argentinien, Jerez und Deutschland waren ein Klacks für ihn, wobei seine Rivalen in Frankreich und Barcelona gerade mal nur drei Runden die Führung inne hatten. Ironischerweise hat Jorge Lorenzo's Ankunft bei Repsol Honda dazu geführt, dass sein neuer Teamkollege die uralte Taktik des Mallorquiners übernommen hat.

Das Verlangen nach einer freien Fahrt ist zum Teil auf die Suche nach neuer Motivation zurückzuführen. "Manchmal muss man andere Strategien für die jeweiligen Gegner finden", sagte er in Le Mans. „Wenn nicht, erwarten alle immer das Gleiche von einem. Wenn jemand etwas Neues macht und in einigen Rennen von Beginn an in Führung liegend anfängt zu pushen und beim nächsten Luft lässt, um die Reifen zu schonen, dann wissen sie nicht mehr, ob man sich anstrengen muss oder nicht. Sie können einen dann nicht mehr so gut einschätzen."

Er ist aber auch gezwungen, frische Luft für seinen Vorderreifen zu finden. In den vergangenen Jahren forderte der RC213V von Honda seine Fahrer auf, so spät und aggressiv wie möglich zu bremsen. Lorenzos Ankunft hat ein Umdenken ausgelöst. Mit einem stark verbesserten Motor, der einen höheren Drehzahl in den unteren Gängen und eine höhere Höchstgeschwindigkeit bietet, bremst Marquez nicht so spät und aggressiv.

Stattdessen kann er auf hohe Kurvengeschwindigkeit, veränderte und absolut verrückte Neigungswinkel und Beschleunigung in Kurven zurückgreifen, um den Unterschied zu machen - und das ohne seinen Vorderreifen in die Pflicht zu nehmen. Seitdem kann er weichere Michelin-Vorderradoptionen wählen - etwas, was in den vergangenen Jahren nicht möglich war.

Es klingt alles so einfach. Marquez schafft es aber auch es so aussehen zu lassen. Wenn man Cal Crutchlow (9. WM-Rang, 67 Punkte) und Lorenzo (ein verzweifelter 16.Platz in der Meisterschaft mit nur 19 Punkten) in den ersten vier Monaten des Jahres beobachtete, wird deutlich, dass die RC213V nicht leicht zu fahren ist.

„Ich kann anhand der Daten sehen, wie Marc es macht, aber niemand anderes kann das so machen. So einfach ist das “, sagte Crutchlow über die Technik seines Honda-Kollegen. „Im Kurveneingang und in der Mitte ist der Neigungswinkel, den er fährt und die Art und Weise, wie er das mit den Vorder- und Hinterradbremsen kontrolliert, ist wirklich Besonders."

Bei HRC steht nach wie vor niemand still. Testfahrer Stefan Bradl fuhr in Jerez ein brandneues Carbon-Chassis, welches Marquez am Folgetag testete. Das sei "ein neues Konzept", sagte er. Ein weiteres neues Chassis war beim Barcelona-Test im Juni erhältlich. Beim Großen Preis von Deutschland fand dieses seinen Weg in die Garage von Marquez. Und obwohl er nicht damit gefahren ist, ist der Rahmen eine Verbesserung gegenüber dem, was er seit März gefahren ist.

"In diesem Jahr verwenden wir zu viel Banking, weil sich das Bike nicht dreht", sagte er. „Ich mache das nicht, weil das mein Fahrstil ist, sondern weil ich es muss. Wir versuchen, das Problem über das Fahrgestell zu lösen.“

Sollte dieser Rahmen das Leben von Marquez erleichtern, wird es für seine Konkurrenten schwierig, etwas entgegen zu setzen, denn Marquez ist derzeit auf dem Höhepunkt seiner Kräfte.

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