Silverstone: Jeder ist ein Gewinner

Fünf Fahrer und vier Werke haben in den letzten Jahren die britische Rennstrecke erobert. Jetzt erwartet uns ein weiterer moderner Klassiker

Im Jahr 2013 war es Jorge Lorenzo (Repsol Honda Team), der es bei einem der größten Showdowns aller Zeiten mit seinem heutigen Teamkollegen Marc Marquez aufnehmen konnte. Im Jahr danach erwiderte Marquez den Gefallen. 2015 ging Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha MotoGP) nach einem regennassen Renntag als Sieger hervor, bevor Maverick Viñales, der jetzt bei Monster Energy Yamaha MotoGP fährt, im darauffolgenden Jahr die Beute für Suzuki heim holte. Dann war es Andrea Dovizioso (Ducati Team), der 2017 Silverstone rot färbte, und das macht es zu fünf Fahrern und vier Werken, die in den letzten fünf Rennen den britischen Rasen zu ihrem Eigen gemacht haben und das auch jedes Mal mit Stil.  Silverstone sorgt normalerweise immer für einen Klassiker. Kann 2019 dasselbe liefern?

Nachdem wir nun für ein weiteres Jahr zum Veranstaltungsort zurückkehren, gibt es sicherlich einen großen Unterschied: die Streckenoberfläche. Die britische Strecke ist mit hohen Erwartungen und neuem Asphalt wieder einsatzbereit, und das Feedback vom Freitag wird interessant sein. Aber eine Sache, die sich nicht geändert hat, ist das beeindruckende Streckenlayout: 18 Kurven bringen Mensch und Maschine auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die sich um den ehemaligen Flugplatz schlängelt, an ihre Grenzen. Weit und schnell beschreibt es ganz gut.

Wer wird also 2019 Großbritannien regieren? Fast alle möglichen Konkurrenten waren in Großbritannien bereits Gewinner. Der jüngste Sieger, Andrea Dovizioso, ist nach seinem beeindruckenden Sieg beim GP in Österreich ebenfalls wieder an der Weltspitze angelangt. Er wird einer sein, den man beobachten muss, aber auch Marquez, der am Renntag in Silverstone manchmal kein leichtes Spiel hatte, nachdem er im Qualifying jedoch vier erstklassige Poles holte. Werden wir ein weiteres Kopf-an-Kopf Duell zu sehen bekommen? Wird der amtierende Champion zurückschlagen?

Die Yamaha’s von Valentino Rossi und Maverick Viñales werden unterdessen versuchen, dafür zu sorgen, dass es an der Spitze des Feldes einen viel größeren Kampf gibt. Rossi’s Geschwindigkeit in Silverstone scheint von Jahr zu Jahr zuzunehmen und Viñales’ Rekord auf der Strecke ist beeindruckend. Er gewann dort sein erstes Rennen, so dass es einige gute Erinnerungen gibt, und er war auch der Mann, der Dovizioso das letzte Mal am nächsten kam, als wir in Großbritannien gefahren sind. Und dann ist da noch Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT).

Der französische Neuling wird wissen, dass der Austragungsort für sein Motorrad oftmals gut war, aber macht das überhaupt einen Unterschied? Die Nummer 20 fuhr das beste Yamaha Ergebnis auf dem Red Bull Ring ein, wo es eigentlich hätte eine viel schwierigere Aufgabe gewesen sein sollen. Bis jetzt ist egal, wo auch immer er fährt, ist er schnell. Er ist wieder an der Spitze der Fahrerwertung der Independent Teams und könnte einer sein, den man im Auge behalten sollte.

Und was ist mit Alex Rins (Team Suzuki Ecstar)? Sein Motorrad hat in 2016 Silverstone bereits gewonnen, bevor er überhaupt in der Klasse gefahren ist, was damals ein Meilenstein für die Hamamatsu-Fabrik war. Rins ist jetzt wieder in Form, nachdem er vor der Sommerpause zwei untypische Fehler machte und es ist unwahrscheinlich, dass er sich mit etwas zufrieden gibt, das keinen Angriff auf den Sieg darstellt. Er ist Einer, der mehr zu bieten hat, als viele andere, jetzt, wo er seinen ersten Saisonsieg errungen hat. Er ist ein großer Kandidat, der der sechste Sieger in Silverstone seit 2013 zu werden.

Der Mann direkt vor ihm, Danilo Petrucci vom Ducati Team, könnte ein anderer Angreifer sein, der nach einem schwierigen Österreich-Wochenende nach einem Rückschlag Ausschau hält, ebenso wie Jack Miller (Pramac Racing), der jetzt in der oben genannten Fahrerwertung der Independent Teams hinter Quartararo steht. Und gleich hinter ihm lauert Cal Crutchlow (LCR Honda Castrol). Manchmal war es ein schwierigeres Jahr für den Briten, aber auf heimischem Boden wird er alles geben, um wieder an der Spitze zu kämpfen. In Silverstone hatte er immerhin schon einmal eine Pole Position, also ist das Tempo da und er wird es in viele Punkte und ein Podium vor heimischem Publikum umwandeln wollen. Der Mann, für den eine Rückkehr am essentiellsten ist, ist jedoch Jorge Lorenzo. Nach einer langen Zeit der Genesung von seinen in Assen erlittenen Verletzungen wird der fünffache Weltmeister in Silverstone voraussichtlich wieder auf seiner Honda sitzen. Lorenzo hat dort drei Siege errungen, einschließlich des Sieges von 2013, und hat ebenso viele gute Erinnerungen. Joan Mir (Team Suzuki Ecstar) ist auch nach seinem Teststurz in Brünn wieder in Aktion. Er möchte sicher versuchen, einige Punkte von Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT), Pol Espargaro (Red Bull KTM Factory Racing) und Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) streitig zu machen. Im engen Kampf um die Top Ten steht viel auf dem Spiel.

Das große britische Ungetüm erwartet uns und das Wetter in Großbritannien wie immer ein Pokerspiel. Aber ob Regen oder Sonnenschein, Silverstone sorgt normalerweise für action-geladenen Rennsport - schalte also für den GoPro British Grand Prix ein, bei dem am Sonntag um 13:00 Uhr Ortszeit (GMT +1) die Lichter für die MotoGP™ ausgehen.