Kann KTM den Schwung nach Hause mitnehmen?

Spielberg ist Ducati-Territorium, seit die Strecke wieder in den Kalender aufgenommen wurde - können sie es auch 2020 verteidigen?

Seit 2003 gab es keinen ersten Sieg für einen Hersteller in der Königsklasse mehr, aber genau das hat KTM in Brünn geändert, als Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) die tschechische Rennstrecke eroberte, um nicht einen, nicht zwei, sondern gleich drei neue Kapitel in den Rekordbüchern zu schreiben. Der Rookie, der erst sein drittes MotoGP™-Rennen absolvierte, schließt sich Marc Marquez (Repsol Honda Team), Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa auf der Liste der jüngsten GP-Rookies an, denen dieses Kunststück gelungen ist, und er wurde der erste  südafrikanische Gewinner der Königsklasse. Das Timing hätte für ihn kaum besser sein können, um KTM zum ersten Mal auf die oberste Stufe zu bringen, da wir jetzt auf dem spektakulären Red Bull Ring zu ihrem doppelten Heimrennenn aufbrechen.

Wer in Brünn auf Binder und KTM gesetzt hat, wurde sicher belächelt und hatte dann doch den Trumpf in der Hand, denn ein Sieg war nach der starken Performance der Yamahas nicht zu erwarten. Wiederum, was kann in der MotoGP™ schon voher gesagt werden? Der Südafrikaner hat mit seiner tadellosen Bilanz im Grand-Prix-Rennsport immer wieder beeindruckt, und die österreichische Fabrik hat sich seit ihrem Beitritt an die Spitze gekämpft. Das MotoGP™-Grid ist so eng wie nie, manchmal geht es um Zehntel und Hundertstel, manchmal um Tausendstel. KTM hat in den vergangenen Jahren und Rennen schon den ein oder anderen Warnschuss an den Rest des Feldes abgegeben. Aber gerade mal beim dritten Rennen auf der Werksmaschine den Sieg zu holen, das ist wahrlich eine heldenhafte Leistung. Nun stellt sich die Frage, können sie das wiedeholen?

In der orangefarbenen Ecke des österreichischenn Konstrukteurs blicken wir auf Brad Binder, der seinen ersten GP-Sieg wahrscheinlich noch nicht verarbeitet hat, aber auch die Erfahrungen von Pol Espargaro (Red Bull KTM Factory Racing) werden dieses und nächstes Wochenende von entscheidender Bedeutung sein und auch der sich ständig verbessernde Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3) wird seinen Anteil am Erfolg von KTM tragen wollen. Es ist eine große Herausforderung, die sie erwartet, aber mit dem Wissen, dass sie um Siege kämpfen können, hilft veilleicht das gestärkte Selbstvertrauen sich in Österreich gegen eine Vielzahl von Kontrahenten durchzusetzen, die nichts anderes wollen, als zurückzuschlagen.

Das größte Interesse daran wird Ducati haben, denn der italienische Konstrukteur hat jedes Mal in Spielberg gewonnen, seit die MotoGP™ nach Österreich zirückgekehrt ist. Die Hälfte dieser Siege hat dabei Andrea Dovizioso (Ducati Team) errungen. Das Jahr 2020 stellt das rote Werk jedoch noch vor ein Rätsel. Die aus Borgo Panigale stammende Fabrik hatte zuletzt einige Probleme, ihre Form der letzten Saisons zu wiederzufinden. Wenn eine Strecke gibt, um den Spieß umzudrehen, wäre es Österreich. Kann sich Dovizioso wieder an die Spitze kämpfen? Kann Danilo Petrucci (Ducati Team) wieder mitmischen? Und was ist mit Jack Miller (Pramac Racing), der sich beim GP von Spanien ein Podium erkämpft hat, bevor er einen Sturz in Andalusien einsteckenn musste? 

Johann Zarco (Esponsorama Racing) kann indes nicht fassen, was er auf der GP19 bereits erreicht hat. Der Franzose holte das erste Podium überhaupt für sein Team, stand zum ersten Mal seit Malaysia 2018 wieder auf dem Podest und geschafft hat er das alles von der Pole Position aus und trotz einer Long-Lap-Strafe im Rennen.  Man darf nun mit Blick auf den Österreich Grand Prix nicht vergessen, dass er es ist, der auf dem Motorrad sitzt, das letztes Jahr gewonnen hat...

Dann haben wir die blaue Ecke von Yamaha... Der Red Bull Ring spielt den Stärken der Iwata-Marke nicht in die Karten. Sie haben in all den Jahren in Spielberg nie mehr als den dritten Platz erreicht. Wie wird ihr Ansatz sein? Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) hatte es in Brünn offensichtlich schwerer, als er "nur" Siebter wurde - sein schlechtestes Ergebnis seit Malaysia 2019, aber der Franzose blieb hartnäckig und holte entscheidende WM-Punkte, mit denen er seine Meisterschaftsführung weiter ausbaute. Er ist es auch, der mit P3 für Yamaha das bisher beste Ergebnis in Österreich erzielt hat.

Sein Teamkollege Franco Morbidelli drehte unterdessen den Spieß um und holte sich in Brünn sein erstes Podium in der Königsklasse. Was kann Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha MotoGP) auf dem Red Bull Ring zeigen? 1996 holte er sein erstes Podium auf genau dieser Strecke!

Dann ist da auch noch Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) MotoGP)… Der Spanier war in den ersten beiden Rennen des Jahres Zweiter hinter Quartararo, aber Brünn stellte sich als ein sehr schweres Wochenende heraus, nachdem die Nummer 12 schließlich nur als 14. die Ziellinie überquerte. "Zurückschlagen" wird in Österreich sein Schlagwort sein, aber in Bezug auf den bisherigen Titelkampf ist es zumindest Quartararo, den er auf einer härteren Strecke für Yamaha im Auge behalten muss.

Für Honda könnte sich Österreich wahrscheinlich als besserer Austragungsort erweisen als Brünn, wo alle vier Fahrer zu kämpfen schienen. Nach diesem schwierigen Wochenende wird das japanische Werk auch immer noch auf ihr Zugpferd Marc Marquez (Repsol Honda Team) verzichten müssen. Der verletzte Spannier wird erneut von Stefan Bradl ersetzt. Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) und der sich noch immer von seiner Kahnbeinverletzung erholende Teamkollege Cal Crutchlow (LCR Honda Castrol) wollen auch endlich wieder vorn mitmischen. Und was kann Alex Marquez (Repsol Honda Team) tun, der unter einem schwerwiegenden Punktedefizit gegenüber Rookie Binder leidet?

Suzuki und Aprilia blickenn indes auf zwei Wochenenden, die für sie nicht leicht werden könnten. Die Strecke stellt angesichts der Stärken ihrer Bikes eine Herausforderung auf dem Papier dar, wobei Alex Rins (Team Suzuki Ecstar) in Brünn trotz seiner Verletzung eine tolle Leistung ablieferte und sich offensichtlich von nicht aus der Ruhe bringen lässt. Sein Teamkollege Joan Mir hatte zuletzt etwas Pech, nachdem er unschuldig aus dem Rennen gerissen wurde, aber Österreich wird bei ihm bessere Erinnerungen wecken: Er holte seinen ersten Grand-Prix-Sieg der Moto3™ auf der Strecke und wiederholte diese Leistung im darauffolgenden Jahr. Aleix Espargaro vom Aprilia Racing Team Gresini wird versuchen, ihnen das Leben schwer zu machen, nachdem er in Brünn das beste MotoGP™-Qualifying der Noale-Fabrik ablieferte und dann unter die Top 10 fuhr. Mit ihrer 2020er-Maschine sieht der Red Bull Ring für Aprilia wahrscheinlich ziemlich appetitlich aus…

In einer Saison, die so unberechenbar ist, heißt es jetzt besonders für KTM auf heimischen Boden an die brilliannte Leistung von letzter Woche anzuknüpfen. Ein weiteres Wochenende mit unglaublichen Rennen ist uns garantiert. Finde heraus, ob die orangefarbenen Maschinen ihren Lauf fortsetzen können oder ob das Feld zurückschlagen kann, wenn die Lichter auf dem Red Bull Ring am Sonntag, dem 16. August, um 14:00 Uhr (GMT +2) ausgehen...

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