MotoGP™: Miller gewinnt französischen Flag-to-Flag Epos

Trotz zweier Long-Lap-Strafen schnappt sich der Australier seinen 2. Sieg in Folge; Zarco & Quartararo schenken Frankreich ein Doppelpodium

Wenn man sich einen Sonntagnachmittag voller pulsierender Dramen und unerbittlicher Action wünscht, gibt es nichts Besseres, als sich den Grand Prix Frankreich 2021 zu Gemüte zu führen. In einem seltenen Flag-to-Flag-Rennen wurde Jack Miller (Ducati Lenovo Team) - trotz zweier Long-Lap-Strafen - der erste Australier seit Casey Stoner im Jahr 2012, der hintereinander zwei Rennen in der Königsklasse gewinnen konnte. Johann Zarco (Pramac Racing) und Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) schenkten ihren französischen Fans vor den heimischen TV-Bildschirmen ein Doppelpodium in einer unvergesslichen MotoGP™ Schacht von Le Mans.

Bevor die Lichter für das Rennen der Königsklasse ausgingen, wurde das Rennen für trocken erklärt. Seit dem Warm-Up war kein Regen mehr gefallen und auch die Rennen der Moto3™ - und Moto2™ wurden im Trockenen ausgetragen. Am Himmel aber zeichneten sich einige dunkle Wolken ab, sodass die Spannungen in der Startaufstellung verständlicherweise immer spürbarer wurde. Das gesamte Feld hatte den Soft-Soft-Slick Michelin-Reifen gewählt. Die Prognosen deuteten jedoch darauf hin, dass es im Laufe des Rennens etwas regnen könnte.

Pol Espargaro (Repsol Honda Team) erlebte in Kurve 10 der ersten Runde einen heiklen Moment, doch der Spanier blieb sitzen. Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) und sein Teamkollege Franco Morbidelli lieferten sich einen spannenden Eröffnungskampf, bis Morbidelli in Kurve 11 weit ging und schließlich im Kies landete. Dies führte dazu, dass Rossi und Pol Espargaro ebenfalls Plätze verloren...

Es war ein hektischer Start, aber an der Spitze bildeten Miller, Quartararo und Viñales die Top Drei gefolgt von Alex Rins (Team Suzuki Ecstar) und Marc Marquez, als der Regen plötzlich einsetzte. Am Anfang nur leicht, was Quartararo erlaubte in Kurve 3 einen phänomenalen Zug gegen Viñales und Miller zu starten. Der Regen begann schnell viel stärker zu fallen, bis sich in Runde 5 der Himmel zu öffnen schien. Es war also Zeit für das Fahrerfeld, für ihre zweiten Maschinen mit Regenabstimmung in die Boxengasse zu kommen.

Miller ging in Kurve 11 weit, als die Fahrer sich bemühten, die Runde überhaupt aufrecht zu beenden, denn Slicks und starker Regen passen nicht sonderlich gut zusammen. Diese Lektion musste der amtierende Weltmeister Joan Mir (Team Suzuki Ecstar) in diesem fünften Saisonrennen lernen. Mir stürzte in Runde 5, doch das Drama verschob sich zeitgleich in die Boxengasse. Sowohl Miller als auch sein Teamkollege Bagnaia erhielten zwei Long-Lap-Strafen wegen Überschreitung der Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Boxengasse. Quartararo sorgte unterdessen für einen Lacher, als er versehentlich in die Box von Viñales einbog. Einer aber hatte gut Lachen – Marc Marquez. Der Spanier meisterte seinen Bike-Wechsel in Windeseile, sodass er als Erster wieder aus der Boxengasse rollte.

Rins war Zweiter, als die Fahrer die Strecke wieder befuhren, aber in Kurve 4 lag der Spanier schon im Kies. Damit blieben Marc Marquez und Quartararo an der Spitze vor Miller, doch wenig später fiel auch der achtfache Weltmeister in der letzten Kurve. Marc Marquez, der in Le Mans extrem stark aussah, schmiss seine Führung weg, doch der Fahrer mit der Nummer 93 schaffte es, weiterzufahren. Quartararo übernahm die Führung vor einem sich schnell nähernden Miller. Wie wir wissen, hatte der Australier zwei Long-Lap-Strafen zu absolvieren, welche er in den Runden 9 und 10 beglich, bevor er die Lücke zu Quartararo in rasanter Geschwindigkeit schloss.

In Runde 12 kassierte auch Quartararo rückwirkend eine Strafrunde, für seinen Ausrutscher in der Boxengasse. Dennoch reihte er sich auf Platz zwei wieder ein und sein Vorteil gegenüber dem dritten Platz von Nakagami betrug unglaubliche 12 Sekunden. Miller baute seinen Vorteil indes auf vier Sekunden zu Quartararo aus, während sich Zarco in Kurve 3 den dritten Platz von Nakagami schnappte. Der Franzose begann dann, die Lücke zu Landsmann Quartararo mit seiner extrem hohen Pace zu schließen, fast zwei Sekunden pro Runde, als sich nach und nach eine trockene Linien bildete. Würden wir vielleicht einen weiteren Wechsel in der Boxengasse erleben?

Bedauerlicherweise stürzte Marc Marquez dann in Kurve 6 ein zweites Mal, nachdem er sich schon wieder auf den elften Platz vorgekämpft hatte. Eines ist allerdings noch bei der Reifenwahl zu beachten: Miller und Quartararo nutzten einen weichen Michelin-Regenreifen, während Zarco auf die Medium-Mischung setzte. 

Erstaunlicherweise schien jetzt in Frankreich sogar die Sonne. Zarco war erneut 1,8 Sekunden schneller als Quartararo. Alex Marquez (LCR Honda Castrol) und Danilo Petrucci (Tech3 KTM Factory Racing) bezwangen unterdessen Nakagami im Kampf um P4 bzw. P5. Bagnaia überholte den japanischen Fahrer kurze Zeit später ebenfalls, während weiter vorn Zarco auf der Geraden an Quartararo vorbeischoss, um sich sieben Sekunden hinter Miller den zweiten Platz zu erkämpfen. Quartararo wiederum hielt einen 12 Sekunden Vorteil gegenüber Alex Marquez.

Davide Tardozzi, Teammanager von Ducati Lenovo, stand an der Boxenmauer, um Miller mitzuteilen, dass Zarco ihn jagte. Die Strecke war mittlerweile komplett trocken, aber vier Runden vor Schluss war keine Zeit mehr, in die Boxengasse zu kommen, um den Vorteil eines glatten Reifens zu nutzen - jedenfalls nicht für die Führenden. Miller lieferte eine Meisterleistung, indem seinen Vorsprung bei über der fünf Sekunden hielt. Parallel erkämpfte sich Teamkollege Bagnaia P4.

In Runde 26 von 27 betrug der Abstand zwischen dem führenden Duo 4,3 Sekunden gesunken. Bagnaia verkürzte den Abstand zu Quartararo um fast zwei Sekunden pro Runde.

DIE LETZTE RUNDE IN LE MANS! Es war Millers Aufgabe, seinen Vorteil von über vier Sekunden zu Zarco heim zu bringen. Quartararos Abstand zu Pecco betrug plötzlich nur noch 3,4 Sekunden, nicht auszumalen, wie Bagnaia mit ein paar mehr Runden noch in den Podiumskampf hätte eingreifen können. Der Australier aber machte keine Fehler und so erringt der neue Rekrut des Ducati-Werksteams den zweiten Sieg in Folge. Miller liegt nun nur noch 16 Punkte von der Titelführung entfernt.

Zarco kehrt nach einigen schwierigeren Rennen in Portugal und Spanien auf das Podium zurück. Er und Quartararo machen es beim FrankreichGP zu einem französischen Doppelpodium - nicht schlecht, denn Letzterer unterzog sich nach dem GP von Spanien vor zwei Wochen einer Arm-Pump-Operation. Bagnaias vierter Platz war ein sehr, sehr gutes Ergebnis nach seinen zwei Long-Lap-Strafen und einem P16-Start. Er hat vielleicht seine WM-Führung verloren, aber nur um einen Punkt....

Petrucci hat als KTM-Fahrer einen schwierigen Start hingelegt, aber der Sieger des Le Mans-Rennens 2020 lieferte mit Pt mit Abstand seine beste Fahrt der Saison. Alex Marquez von LCR Honda holt auch sein bestes Saisonergebnis auf einer Strecke, auf der er letztes Jahr ein Podium erzielte. Der zweifache Weltmeister führte Teamkollege Nakagami über die Linie. Pol Espargaro erreicht sein bisher bestes Ergebnis mit P8. Iker Lecuona (Tech3 KTM Factory Racing) schnappte sich in der letzten Runde P9 von Viñales, wodurch sich der Spanier mit P10 zufrieden geben musste, ein relativ enttäuschendes Ergebnis, nachdem er das Rennen in der Anfangsphase angeführt hatte.

Der Vorfall mit Morbidelli kostete Rossi in der Anfangsphase wertvolle Zeit und 'The Doctor' konnte bei Regen nicht weiter aufholen. Am Ende steht P11 für den neunmaligen Weltmeister in Le Mans zu Buche. Luca Marini (SKY VR46 Avintia) kam 10 Sekunden hinter seinem Halbbruder auf P12 ins Ziel, damit schlug der Italiener Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing). Der amtierende Moto2™-Weltmeister Enea Bastianini (Avintia Esponsorama) und Tito Rabat (Pramac Racing) belegten die letzten Punkteränge. Morbidelli schaffte es zwar, das Rennen zu beenden, allerdings an einsamer 16. Stelle.

Sowohl Aleix Espargaro als auch der Teamkollege des Aprilia Racing Teams Gresini, Lorenzo Savadori, hatten am Sonntagnachmittag technische Probleme. Miguel Oliveira (Red Bull KTM Factory Racing) stürzte ebenso wie die Suzuki-Piloten und Marc Marquez aus dem Rennen.

Das war ein weiteres absolut atemberaubendes MotoGP™-Rennen, unser erstes Flag-to-Flag-Rennen seit vier Jahren. An einem unglaublichen Nachmittag in Nordfrankreich liegen die ersten vier im Titelrennen nur 16 Punkte auseinander. Es ist Quartararo, der vor Bagnaia, Zarco und Miller führt. Als nächstes das spektakuläre Mugello auf der Agenda und wir können es kaum erwarten...

Top 10:
1. Jack Miller (Ducati Lenovo Team)
2. Johann Zarco (Pramac Racing) + 3.970
3. Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) + 14.468
4. Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) + 16.172
4. Danilo Petrucci (Tech 3 KTM Factory Racing) + 21.430
5. Alex Marquez (LCR Honda Castrol) + 23.509
7. Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) + 30.164
8. Pol Espargaro (Repsol Honda Team) + 35.221
9. Iker Lecuona (Tech 3 KTM Factory Racing) + 40.432
10. Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha MotoGP) + 40.577

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