Celestino Vietti (Mooney VR46 Racing Team) beendete die Vorsaison nicht als der Fahrer, der an der Spitze der Zeitenliste stand oder die Schlagzeilen beherrschte, aber nach den ersten drei Rennen steht der Italiener definitiv im Mittelpunkt des Geschehens und macht es zu seiner Geschichte. Bislang stand er bei jedem Rennen auf dem Podium und bei zwei Rennen sogar ganz oben – Gibt es also Grund, daran zu zweifeln, dass es beim Red Bull Grand Prix of the Americas genauso sein wird?
Der größte Konkurrent in der Gesamtwertung war bisher Aron Canet (Flexbox HP 40), doch in Argentinien verpasste der Spanier nur knapp seinen dritten Podiumsplatz in dieser Saison zu erringen. Dass er "nur" Vierter wurde, lag auch nicht an einem Geschwindigkeitsdefizit, sondern ganz klar an der Arbeit von Ai Ogura (Idemitsu Honda Team Asia), denn der Japaner griff spät und stark an, um seinen ersten Podestplatz der Saison zu ergattern. Aber für Canet, der in den vergangenen Jahren nicht so konstant wie einige seiner Konkurrenten war, ist es eine Genugtuung, dass er bisher auf jeder Strecke schnell war - und es ist schwer, dagegen zu wetten, dass dies auch in Texas der Fall sein wird, denn die Nummer 40 hat dort auch schon in der Moto3™ gewonnen...
Es gibt aber noch einen weiteren Fahrer mit einer 100%igen Podiumsbilanz: Somkiat Chantra (Idemitsu Honda Team Asia). Der Thailänder verpasste den Saisonauftakt wegen einer Handverletzung, kehrte dann aber prompt zurück und gewann sein erstes Rennen, und ein weiterer Podiumsplatz in Argentinien untermauert diese Bilanz auf 2/2 im Jahr 2022. Teammanager Hiroshi Aoyama sagte in der Vorsaison, dass sowohl Ogura als auch Chantra an der Spitze mitkämpfen und in diesem Jahr möglicherweise um den Titel kämpfen könnten, und in einigen Ecken des Fahrerlagers schien man letzteres für zu optimistisch zu halten. Umso schöner muss es sich für die Nummer 35 anfühlen, den ersten Grand-Prix-Sieg für Thailand errungen zu haben und Teil des ersten Doppelpodiums für das Team gewesen zu sein.
In Argentinien war es auch das erste Mal, dass sich zwei ehemalige Fahrer des Idemitsu Asia Talent Cups das Podium in der mittleren Klasse teilten, und mit Ayumu Sasaki (Sterilgarda Husqvarna Max) in der Moto3™ belegten die ehemaligen ATC-Piloten ein Drittel der verfügbaren Podiumsplätze am Renntag in Argentinien. Ogura, der im vergangenen Jahr die Oberhand über Chantra hatte, teilte sicherlich die Freude seines Kollegen über dessen jüngste Erfolge, aber der Japaner wird den Spieß ganz sicher auch umdrehen wollen.
Von der einen Seite der Welt zur anderen, denn das amerikanische Fahreraufgebot wird auf dem COTA vor heimischen Publikum glänzen wollen. In der Moto2™ stehen gleich drei Lokalmatadore in der Startaufstellung, und obwohl der Rookie - Sean Dylan Kelly (American Racing) - dank seiner aus Argentinien stammenden Eltern quasi sein zweites Heimrennen in Folge bestreitet, ist dies ein großes Wochenende für ihn und die beiden anderen US-Veteranen: Joe Roberts (Italtrans Racing Team) und Cameron Beaubier (American Racing), die auf heimischem Terrain ihre Stärke beweisen wollen.
Roberts hatte es 2021 auf dem COTA schwer, aber in dieser Saison gab es bisher spürbare Fortschritte, und die Nummer 16 wird sich bei seinem HeimGP mehr wünschen, so viel is gewiss. Beaubier war im vergangenen Jahr sehr schnell unterwegs. Er konnte seine Streckenkenntnis unter Beweis stellen und belegte einen beeindruckenden fünften Platz. Was kann er in dieser Saison erreichen? Auf seinem Weg in die Top Ten wird er sich wahrscheinlich mit Sam Lowes und Tony Arbolino von Elf Marc VDS Racing, Augusto Fernandez und Pedro Acosta von Red Bull KTM Ajo sowie Jake Dixon (Autosolar GASGAS Aspar Team) messen müssen, aber in der letzten Saison hatte Beaubier das Zeug dazu.
Was werden wir schließlich von Fermin Aldeguer (MB Conveyors Speed Up) erwarten können? Der Spanier wurde bereits snach seiner Leistung in der Moto2™-Europameisterschaft und seinen ersten Grands Prix in der letzten Saison gehypt, doch seine Fortschritte in der diesjährigen Saison lassen alle staunen. Jetzt brach Aldeguer sogar schon die Rekorde der baldigen MotoGP™-Legende Jorge Lorenzo, denn er ist der jüngste Polesitter in der Geschichte der Intermediate-Klasse - und das mit mehr als einem Jahr Vorsprung. Am Renntag und nach dem Zwischenfall mit Vietti wird er in Texas mehr als nur ein paar Punkte holen wollen...
Die Zeit ist gekommen, um in den Lone Star State zurückzukehren und ihn gewaltig aufzumischen. Zum ersten Mal wird das Moto2™-Rennen als erstes ausgetragen, sodass die Lichter für die Intermediate-Klasse um 18:20 Uhr (MESZ) für den Red Bull Grand Prix of the Americas ausgehen werden. Verpasst nicht dieses Spektakel!