Aleix Espargaro befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Der dritte Platz beim Grand Prix von Frankreich am Sonntag war sein drittes Podium in Folge und sein viertes in dieser Saison. Damit verkürzte er den Rückstand auf Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) an der Spitze der Weltmeisterschaft auf nur vier Punkte. Außerdem führt das Aprilia Racing Team nun die Teamwertung an - ein Satz, den man vor etwas mehr als zwölf Monaten nicht zu sagen gewagt hätte.
Zum Vergleich: In Espargaros Zeit im Noale-Werk haben sie in der Teamwertung nach sieben Rennen noch nie mehr als fünfzig Punkte geholt. Jetzt liegen sie mit beachtlichen 131 Punkten an der Spitze der Gesamtwertung; das sind 83 Punkte mehr als ihre bisherige Bestmarke. In den vergangenen vier Jahren lag Aprilia in der Konstrukteurswertung nach sieben Läufen auf dem letzten Platz. Jetzt liegen sie auf Platz drei und nur zwei Punkte hinter Yamaha auf Platz zwei.
Mit jeder Runde, die vergeht, werden die Titelambitionen des Spaniers stärker und stärker. Die RS-GP hat bewiesen, dass sie auf jeder Art von Rennstrecke, unter allen Bedingungen und in so gut wie jeder Session konkurrenzfähig ist. Espargaro ist der einzige Mann, der in diesem Jahr viermal auf dem MotoGP™-Podium stand und sollte daher als Anwärter auf die MotoGP™-Krone 2022 sehr ernst genommen werden.
Aber selbst er ist ratlos, wenn es darum geht, zu erklären, was vor sich geht: "Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. Es ist verrückt, was hier passiert. Ich habe keine Erklärung dafür. Ich bin sehr glücklich mit dem Niveau, das ich erreicht habe, wie ich fahre, mit der Stabilität, wie ich mich mit diesem Team, mit dieser Gruppe von Leuten fühle. Sie haben mir das Motorrad gegeben, von dem ich geträumt habe, das Motorrad, um das ich gebeten habe. Alle Änderungen, die ich mir letztes Jahr in der Vorsaison gewünscht habe, habe ich dieses Jahr. Ich hoffe einfach, dass ich den Schwung beibehalten und weiterhin Spaß haben kann."
"Ich bin mir absolut sicher, dass wir dieses Jahr um den Titel kämpfen können, aber ich denke nicht wirklich darüber nach. Ich versuche einfach, den Moment zu genießen, bei jedem einzelnen Rennen bis Valencia auf dem Podium zu stehen, mehr Rennen zu gewinnen und nach einer schwierigen Karriere jetzt richtig Spaß zu haben. Jetzt liegen wir nur noch vier Punkte hinter Fabio, 100 Punkte nach sieben Rennen, und führen die Teamwertung an. Das ist der Wahnsinn."
"Der Markt ist verrückt, die Meisterschaft ist verrückt, das Niveau jedes einzelnen Fahrers ist unglaublich. Es scheint, als ob jeder Fahrer schnell ist, und das stimmt auch. Ich habe letzte Woche ein sehr interessantes Interview mit Gigi Dall'Igna gelesen, in dem er sagte, dass jeder in dieser Meisterschaft schnell ist, aber das Motorrad am Limit zu kennen, jedes einzelne Detail des Motorrads zu wissen, das macht den Unterschied."
Trotz seines unglaublichen Erfolges zu Beginn der Saison wird gemunkelt, dass ein neuer Vertrag mit Aprilia ins Stocken geraten ist. Das Werk aus Noale hat es noch nicht geschafft, die Forderungen des 32-Jährigen zu erfüllen, der in Austin zugab, dass ihn das erste Angebot von Aprilia "traurig" gemacht habe. Da sich die Podiumsbesuche jedoch häufen, ist Espargaro sicher, dass Aprilia in Zugzwang gerät: "Ich weiß nicht, was da passiert. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ganz ehrlich. Es beeinträchtigt mich nicht, ich bin sehr glücklich und genieße den Moment."
"Es wird mir wirklich helfen, so schnell wie möglich zu wissen, wie meine Zukunft aussieht, denn das wird mir etwas Ruhe geben. Aber es gibt nichts, was ich noch tun könnte. Ich kann jedes Rennen gewinnen, ja, aber das ist sehr schwierig. Ich habe fast jedes Rennen auf dem Podium beendet, das ist alles, was ich tun kann."