Crutchlow vorn, während Titelkampf in Argentinien explodiert

Satellitenfahrer gewinnt actionreiches Rennen mit Drama um Marquez und Rossi

Cal Crutchlow (LCR Honda Castrol) hat beim Gran Premio Motul de la Republica Argentina einen eindrucksvollen dritten Grand-Prix-Sieg eingefahren, indem er Johann Zarco (Monster Yamaha Tech 3) und Alex Rins (Team Suzuki Ecstar) in der letzten Runde in die Schranken wies und damit für Honda den 750. Grand-Prix-Sieg in der Motorrad-WM errang.

Die Schlagzeilen muss sich der Sieg von Crutchlow aber mit dem Drama um Marc Marquez (Repsol Honda Team) und Valentino Rossi (Movistar Yamaha MotoGP) teilen. Titelverteidiger Marquez sammelte eine ganze Reihe von Strafen an und kollidierte dann noch mit Rossi, wofür er abermals bestraft wurde. Der Titelkampf ist damit vollständig explodiert.

Schon bevor die Lichter der Startampel in Termas de Rio Hondo erloschen, gab es Drama. Die Bedingungen waren schwierig einzuschätzen. Weil der Großteil des Feldes nach der Einführungsrunde an die Box kam, um Reifen zu wechseln, verzögerte sich der Start. Die Folge war, dass Jack Miller (Alma Pramac Racing) allein auf der Pole-Position - und im vorderen Teil der Startaufstellung - stand, weil der Australier infolge seines Qualifying-Pokers nicht Reifen wechseln musste. Der Rest des Feldes wurde erst hinter ein paar freien Startreihen aufgestellt, damit nicht all diese Fahrer aus der Boxengasse starten mussten.

Als das Feld nach einer weiteren Einführungsrunde wieder zurück kam, würgte Marquez sein Bike ab. Allerdings stand er gar nicht auf seinem Startplatz. Zwar schaffte es der Honda-Pilot mit der Startnummer 93, seine Maschine wieder anzuwerfen, wurde daraufhin aber angewiesen, aus der Boxengasse zu starten...

Mit dieser unbeantworteten Frage in der Luft, gingen die roten Lichter der Ampel doch aus und Miller nutzte seine einsame Position ganz vorn, um sofort eine große Lücke aufzumachen. Dani Pedrosa (Repsol Honda Team) übernahm Rang zwei, während Zarco zunächst an dritter Stelle lag. Dann griff Marquez an und hätte den Franzosen beinahe abgeräumt.

Ab diesem Zeitpunkt machte sich Marquez auf die Verfolgung von Miller. Indes erwischte Zarco Pedrosa. Der Honda-Pilot mit der Startnummer 26 stürzte auf einer feuchten Stelle der Strecke, blieb dabei aber unverletzt. Weil Marquez infolge des Chaos am Start nun für eine Durchfahrtsstrafe in die Boxengasse abbog, machte sich eine Gruppe von drei Fahrern auf die Verfolgung von Spitzenreiter Miller: es waren Zarco, Rins und Crutchlow.

Doch sobald Marquez wieder auf der Strecke war, knallte er eine schnelle Runde nach der anderen hin - bis es zur Berührung mit Aleix Espargaro (Aprilia Racing Team Gresini) kam und der amtierende Weltmeister angewiesen wurde, eine Position zurückzugeben. Von da an fuhr Marquez endgültig mit dem Messer zwischen den Zähnen, um noch das bestmögliche Ergebnis einzufahren. Anhand seiner Rundenzeiten hätte es eine äußerst eindrucksvolle Aufholjagd werden können.

An der Spitze des Feldes übernahm derweil Rins für einen kurzen Moment das Kommando. Dann aber machte der Suzuki-Pilot einen Fehler, während bei Miller die Reifen nachließen. So kam Crutchlow an beiden vorbei und führte vor Zarco. In der Folge setzen sich diese Fahrer beiden sukzessive von Miller ab.

Das Drama war aber noch lange nicht zu Ende. Im Zuge seiner Aufholjagd hatte sich Marquez zunächst "DesmoDovi" Andrea Dovizioso geschnappt und holte auf das Yamaha-Duo Rossi und Maverick Vinales auf. Dann probierte Startnummer 93 einen Angriff auf den "Doctor" - und verschätzte sich.

Sowohl Rossi als auch Marquez gingen weit und mussten sich im Sattel aufrichten. Marquez blieb vorn, aber das Bike mit der Startnummer 46 ging zu Boden, als Rossi auf den Grasstreifen geriet. Der Italiener fiel dadurch weit zurück und die einstige Rivalität war damit neu entfacht.

Aus dem Dreikampf an der Spitze wurde in der letzten Runde ein Duell, weil es Crutchlow und Zarco gelang, sich von Rins zu lösen. Im letzten Sektor der letzten Runde hielt sich Crutchlow den Franzosen vom Leib und brachte einen bemerkenswerten dritten Grand-Prix-Sieg über die Linie. Zarco musste sich dem Briten geschlagen geben, erzielte aber ein weiteres Mal einen eindrucksvollen Podestplatz. Indes schaffte es Rins erstmals in der Königsklasse auf das Podium. Seinen dritten Platz feierte der Spanier mit einem Wheelie auf der Start/Ziel-Linie.

Miller musste sich schließlich mit dem vierten Platz begnügen. Marquez kam auf der Strecke direkt hinter dem Australier ins Ziel, wurde aber nicht als Fünfter gewertet. Als die karierte Flagge fiel, gab es nämlich eine weitere Strafe gegen den Piloten mit der Startnummer 93- eine Durchfahrtsstrafe oder 30 Sekunden Addition auf die Rennzeit. Die Folge: Marquez beendete das Rennen auf Platz 18 und blieb damit ohne WM-Punkte.

So kam Vinales auf Platz fünf nach vorn, gefolgt von Dovizioso und dem bemerkenswerten Tito Rabat (Reale Avintia Racing). Andrea Iannone (Team Suzuki Ecstar) belegte P8 vor Hafizh Syahrin auf dem erstaunlichen neunten Platz für Monster Yamaha Tech 3. Danilo Petrucci (Alma Pramac Racing) komplettierte die Top 10. Dahinter fuhr Pol Espargaro (Red Bull KTM Factory) mit P11 das bisher beste KTM-Ergebnis 2018 und solide Punkte ein.

Der Titelkampf ist explodiert, Rivalitäten wurden neu entfacht und Crutchlow reist erstmals in seiner Karriere als WM-Spitzenreiter zum nächsten Rennen. Vor dem Rennen auf dem COTA in Texas ist Crutchlow der erste Brite seit den 1970er Jahren, der die Gesamtwertung anführt - und das noch dazu als Fahrer eines Satellitenteams.

Marquez wiederum steht vor einem Berg, den er erklimmen muss, nachdem er beim dramatischen und außergewöhnlichen GP Argentinien eine Nullnummer geschrieben hat. Auf dem COTA in Texas geht es am Sonntag, den 22. April, rund.