Cecchinello: Rückblick auf Nakagami's 2020er Saison

Einige Wochen nach dem Ende der Saison 2020 kommentiert Lucio Cecchinello, Teamchef von LCR Honda, die Leistung von Takaaki Nakagami.

Der japanische Fahrer stoß 2018 zu dem LCR Honda IDEMITSU Team und fährt seitdem auf einer RC213V neben Cal Crutchlow. Nakagami hat kürzlich seine 3. Saison in der Königsklasse mit insgesamt 116 Punkten in der Endwertung beendet. Er hat auch sein bestes Karriereergebnis erzielt und 2020 seine erste MotoGP-Pole Position errungen.

Hast Du eine so großartige Saison für Taka erwartet, trotz des herausfordernden Kalenders von 2020?

"Ich habe von Taka in diesem Jahr eine Verbesserung erwartet, weil er bereits in der vergangenen Saison ein sehr gutes Potenzial gezeigt hatte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er 2019 das Motorrad von 2018 fuhr und es nicht so wettbewerbsfähig war wie das Modell 2019. Wir sehen das deutlich an den Daten und auch rund um die Strecke."

"In diesem Jahr gab es einige wichtige Punkte, an denen es zu arbeiten galt, und ich habe natürlich Verbesserungen erwartet, aber keine so bedeutende, wie er sie im zweiten Teil der Saison gezeigt hat, wo er sich als einer der stärksten MotoGP-Fahrer herausstellte."

In welchen Aspekten hat sich Taka verbessert und in welchen muss er noch einen Schritt nach vorne machen?

"Taka hat sich in einigen wichtigen Aspekten verbessert. Zuerst hat er verstanden, dass es eine neue Fahrtechnik verlangt, wenn man auf einem MotoGP-Bike, speziell mit der Honda, schnell sein möchten. Grundsätzlich, um das Motorrad früher in die Kurve zu legen, kann der Fahrer eine größere Reifenauflagefläche verwenden und ist daher in der Anbremssphase leistungsfähiger. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Erhöhung des maximalen Neigungswinkels, der es ihm ermöglichte, enger zu fahren und Zeit zu gewinnen."

"In Bezug auf die Verbesserungen, die wir für das nächste Jahr vornehmen müssen, im Rückblick auf die verpassten Chancen der Saison 2020, glaube ich, dass er den Druck besser bewältigen muss. Er hat dies bereits verstanden und in einigen Interviews erwähnt. Ich bin zuversichtlich, dass dies mit der Zeit kommen wird, mit mehr Erfahrung."

Du bist viele Jahre an der Seite von Nobby Ueda (einem der wettbewerbsfähigsten japanischen Fahrer aller Zeiten) gefahren. Wie unterscheiden sich japanische Fahrer von westlichen Fahrern?

"Ja, ich hatte Nobby Ueda als Teamkollegen. Er war ein fantastischer Teamkollege und ein großartiger Fahrer. Ich glaube, Nobby war zusammen mit den anderen japanischen Honda-Fahrern der 90er oder frühen 2000er ein sehr aggressiver Fahrer. Alle waren das, sie hatten eine Art Samurai- oder Kamikaze-Mentalität. Ich denke, die größte Stärke japanischer Fahrer im Vergleich zu westlichen Fahrern ist, dass asiatische Fahrer, insbesondere die Japaner, sich auf ein Ziel konzentrieren und sehr engagiert sind. Sie arbeiten am Erreichen ihrer Ziele mit einer sehr starken Mentalität und sind sogar oft bereit, alles zu riskieren. Ich habe viel von ihnen gelernt."

"Ich kann sehen, dass Taka im Vergleich zu den japanischen Fahrern der 90er Jahre etwas ruhiger ist, pragmatischer, aber definitiv sehr engagiert, sehr konzentriert und entschlossen. Seine Entschlossenheit ist der Schlüssel."

Wie ist Taka's Arbeitsansatz? Unterscheidet er sich von anderen Fahrern im Fahrerlager?

"Ich würde sagen, dass wir in unserer 25-jährigen Teamgeschichte mit vielen Fahrern zusammengearbeitet haben und verstanden haben, dass jeder Fahrer seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Stil hat. Auf jeden Fall ist Nakagami einer der ambitioniertesten Fahrer. Er arbeitet eng mit den Ingenieuren zusammen und bespricht jeden einzelnen Aspekt, der verbessert werden kann: seine Fahrposition, Aerodynamik, Getriebeübersetzungsverhältnisse und viele andere kleine Details. Abgesehen vom Motorradfahren verbringt er viel Zeit in der Box und ich glaube, das ist sehr positiv, denn mit winzigen Unterschieden in den Rundenzeiten kann man eben den den Unterschied machen, aber eben nur, wenn man wie ein Verrückter arbeitet."

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