NICK HARRIS BLOG: Dani hat meine Woche gerettet

Der frühere Kommentator Nick Harris lobt die Heldentaten von Pedrosa in Jerez. Eine Hommage an den Kampfgeist der MotoGP™-Fahrer

Ich schäme mich kein bisschen, es zuzugeben: Ich dachte, es ist ein Druckfehler, als die Ergebnisse des ersten MotoGP-Trainings in Jerez am Freitagmorgen bekannt gegeben wurden. Dani Pedrosa führte auf der KTM an, an deren Entwicklung er so hart mit dem Werksteam gearbeitet hatte. Natürlich war das kein Druckfehler. Dani ist wahrscheinlich, zusammen mit Max Biaggi und Randy Mamola, der größte Pechvogel in der Geschichte der Moto-GP. Siebenunddreißig Jahre alt und immer noch in der Lage, ein MotoGP-Training anzuführen. Das ist zumindest ein kleiner Trost.

 

Der Brief eines Fans an eine führende britische Motorrad-Publikation ließ mich aufhorchen: Er behauptete, dass der Motorrad-Rennsport verweichlicht sei. Dass die Fahrer in den sechziger und siebziger Jahren ständig mit Verletzungen und gebrochenen Knochen Rennen fuhren. Er meinte, dass die heutigen Fahrer im Gegensatz dazu eher Primadonnen sind.

Ich hoffe inständig, der Verfasser dieses Briefs hat das Wochenende in Jerez verfolgt. Ein 37-Jähriger, der sich von so vielen Verletzungen erholt hat, um dann das Training in Jerez anzuführen. Trotz dieser unzähligen Verletzungen, die ihn wahrscheinlich einen MotoGP-Titel gekostet haben, hat Pedrosa drei Weltmeistertitel und 52 Grands Prix gewonnen. Wir alle sind Zeugen der Entschlossenheit und Tapferkeit von Enea Bastianini, der versuchte, die Schmerzen seines gebrochenen Schulterblattes zu überwinden und schließlich aufgeben musste. Zeugen der Frustration des achtfachen Weltmeisters Marc Marquez, als ihm die Ärzte sagten, er könne wegen seiner gebrochenen Hand nicht in Spanien antreten. Marquez, der drei Jahre lang schwere Operationen und Schmerzen durchgestanden hat, wollte das Rennen fahren, aber die Ärzte erklärten ihn für nicht fit genug. Wir sind Zeugen des zweiten schweren Unfalls der Saison für Miguel Oliveira im Rennen, der ihn außer Gefecht setzen könnte. 

Dani Pedrosa, Red Bull KTM Factory Racing, Gran Premio MotoGP™ Guru by Gryfyn de España
 

Es ist so einfach, sich durch eine rosarote Brille an die Vergangenheit zu erinnern und ich bin wahrscheinlich keinen Deut besser, aber eines kann ich sicher sagen: Die heutigen MotoGP-Fahrer sind keine Primadonnen. Natürlich waren die Fahrer in Vergangenheit Kämpfer. Ich habe Fahrer mit eigenen Augen bemerkenswerte, mutige Entscheidungen treffen sehen. Barry Sheene erholte sich von seinem Sturz in Daytona und gewann zwei 500er-Weltmeistertitel. Dann war ich in Silverstone bei dem schrecklichen Sturz von 1982 dabei, aber Barry überwand seine Verletzungen und fuhr weiter. Mick Doohans Leistung 1992 in Brasilien werde ich nie vergessen: Er konnte kaum laufen, war aber fest entschlossen, seine Führung in der Weltmeisterschaft zu verteidigen. In jüngster Vergangenheit flog Jorge Lorenzo im Jahr 2013 zurück nach Barcelona, um sich eine Titanplatte mit zehn Schrauben einsetzen zu lassen, um ein gebrochenes Schlüsselbein zu flicken. Der fünffache Weltmeister kehrte zwei Tage später zurück und fuhr nach 26 Runden auf der legendären niederländischen Rennstrecke in Assen auf den fünften Platz. 

Es liegt in der Natur des Sports, dass Motorradrennen immer gefährlich waren und immer gefährlich sein werden. Es war und ist höchste Priorität, den Grand Prix so sicher wie möglich zu machen und genau das ist geschehen. Sicherere Rennstrecken, revolutionäre Schutzkleidung, sofortige medizinische Versorgung und medizinisches Personal, das bereit ist, “nein” zu sagen, wenn es einen Fahrer für nicht fit hält, sind entscheidend. Sicherlich will niemand, dass sich Fahrer verletzen, aber wir müssen akzeptieren, dass es zu Unfällen kommt. Wir sollten alles tun, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Alles, was getan werden kann, um eine sofortige medizinische Versorgung nach einem schweren Unfall zu gewährleisten, muss und wird immer richtig sein.

Die MotoGP-Fahrer von heute, Primadonnen? Ich glaube nicht. Und Dani: Danke, dass du ein Lächeln in mein Gesicht gezaubert hast. 

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