Quartararo & seine sieben kurze Jahre zum Weltmeistertitel

Wir erzählen Euch die Geschichte dieses bemerkenswerten jungen Mannes aus Nizza, der 2021 zum MotoGP™-Weltmeister gekrönt wurde...

Seine Kindheit zwischen Spanien und Nizza

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) war gerade einmal vier Jahre alt, als sein Vater Etienne - ein ehemaliger französischer 125er-Meister - ihm eine Yamaha PW50 schenkte: ein Pocketbike, mit dem er auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in der Nähe des Flughafens von Nizza zum ersten Mal ein paar Runden drehte. Sehr schnell bemerkte seine Familie wie schnell und talentiert ihr kleiner Spross war, und zwar so sehr, dass sie sich dazu veranlasst sahen, den Supermark-Parkplatz hinter sich zu lassen und auf verschiedene Minibike-Rennstrecken der Region zu wechseln.

Dort erlernte der kleine Fabio die Grundlagen des Motorradfahrens, bis Etienne auf Anraten einiger Freunde beschloss, ihm eine Conti zu kaufen, mit der er dann tatsächlich in Italien und Spanien bei seinen ersten Wettbewerben antrat. Fabio war gezwungen, sein Motorrad zu wechseln, aber auf denen erwies er sich als genauso brillant, wie die Titel, die er in der Katalanischen Meisterschaft in den Kategorien 50, 70 und 80 ccm gewann, sowie der Pre-Moto3™-Titel, den er in der Mittelmeer-Meisterschaft errang. In all den Jahren trug er stets einen Roberto Locatelli-Replika-Helm mit einem kleinen Teufel darauf, was ihm schließlich seinen Spitznamen 'El Diablo' einbrachte.

Damals zögerte Etienne nicht, umherzureisen, um seinem Sohn zu ermöglichen, seiner Leidenschaft zu frönen. Doch 2011 lernte die Familie Eduardo Martin kennen, einen spanischen Unternehmer, der in junge Talente investieren und gleichzeitig für seinen Energydrink werben wollte. Dieser nahm ihn ab der folgenden Saison unter seine Fittiche und so wechselte der junge Franzose in die FIM CEV Repsol Moto3™. Quartararo zeigte von Anfang an seine Klasse. Noch besser: Er machte sich einen Namen, gewann die Meisterschaft und behielt seinen Favoritenstatus auch 2014, als er ins Estrella Galicia 0,0 Team wechselte. Nachdem das normalerweise auf 16 Jahre festgelegte Alterslimit für den Gewinner der Moto3™ Junioren-Weltmeisterschaft abgeschafft wurde, traf sein Team die Entscheidung, ihn in die Weltmeisterschaft zu befördern.

Eine frühe, aber vielversprechende Ankunft in der Moto3™ WM

Emilio Alzamora war von seinem Schützling keineswegs enttäuscht, denn die Podiumsplätze in Austin, seinem erst zweiten Rennen, und in Assen waren die perfekte Illustration für das unglaubliche Talent, das in Fabio Quartararo schlummerte. Seine ständige Präsenz in den Top 10 hatte zur Folge, dass permanent Vergleiche mit Marc Márquez (Repsol Honda Team) gezogen wurden, was den Rookie enorm unter Druck setzte. Zu allem Überfluss verpasste er wegen einer Verletzung am rechten Knöchel, die er sich bei einem Sturz in Misano zugezogen hatte, fünf Rennen, sodass er die WM 2015 letztlich als Zehnter beendete.

Schwere Jahre

Eduardo Martin dachte, dass er bei Leopard Racing große Erfolge feiern würde, aber das Team hatte sich in diesem Jahr entschieden, von Honda zu KTM zu wechseln, und Fabio Quartararo, wie auch Joan Mir und Andrea Locatelli sollten einige Zeit brauchen, um sich an die neuen Maschinen zu gewöhnen. In 18 Begegnungen kam er nur sechsmal in die Top 10, ohne einen Podiumsplatz zu erreichen. Gleichzeitig verschlechterte sich sein Verhältnis zu seinem Agenten erheblich...

Einige Monate zuvor hatte "El Diablo" Eric Mahé kennengelernt, dem er seine Karriere anvertrauen wollte. Mahés Priorität war es, Fabio - der für sein Alter schon relativ groß war - in die Moto2™ zu bringen, auch wenn das bedeutete, auf einen möglichen Moto3™-Titel zu verzichten. Gemeinsam wandten sie sich daher an das HP40-Team von Pons. Trotz des Wechsels blieben die Ergebnisse denen von 2016 recht ähnlich. Sito Pons, der sich selbst gegenüber seinen Sponsoren verantworten musste, hat die Nummer 20 zugunsten von zwei neuen Fahrern aufgegeben: Héctor Barberá und Lorenzo Baldassarri.

Der Franzose fand Unterschlupf bei Luca Boscoscuro, was angesichts der Tatsache, dass es nur zwei Speed Ups in der Startaufstellung gab, ein gewagtes Unterfangen war. Und doch... nach drei eher verhaltenen Rennen reagierte Fabio Quartararo mit einem Pole-Hattrick, einer besten Rennrunde und dem Sieg in Montmeló. Beim Großen Preis der Niederlande folgte ein zweiter Platz und dieser Erfolg kam definitiv zum richtigen Zeitpunkt: Petronas, das mit Yamaha und dem Sepang Racing Team eine MotoGP™-Struktur bilden wollte, suchte nach jungen, talentierten Fahrern. Razlan Razali, Johan Stigefelt und Lin Jarvis waren überzeugt und machten das Wunderkind aus Frankreich zu ihrer neuen MotoGP™-Hoffnung. 

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Sein Aufstieg in die MotoGP™

Im März 2019 gab Fabio Quartararo sein Debüt in der Weltelite des Motorradrennsports und machte sich überraschend schnell einen Namen. In Jerez wurde er mit genau 20 Jahren und 14 Tagen sogar der jüngste Pole-Mann in der Königsklasse.

Der aus Nizza stammende Franzose holte fünf weitere Pole-Positions und kämpfte mehrmals mit Marc Márquez, ohne ihm jemals den Sieg streitig zu machen. Mit diesen sieben Podiumsplätzen wurde er Fünfter der WM, bester Independent-Team-Fahrer und Rookie of the Year!

Alle erwarteten, dass er 2020 die Meisterschaft dominieren würde, vor allem nachdem sein Gegner verletzt war und lange Zeit ausfiel. Auch die ersten beiden Grand Prix Siege schürten diese Erwartungen, zumal das letzte Mal, dass sich ein Franzose auf diesem Niveau etabliert hatte, war 1999 mit Régis Laconi.

    •    VIDEO: Valencia 1999: Der letzte französische Sieg in der Königsklasse

Dennoch verlief seine Saison nicht wie erwartet... Der Petronas Yamaha SRT-Pilot, der noch in Montmeló gewann, kam anschließend nicht mehr über die Top 3 hinaus, machte mehrfach aufgrund seiner Frustration Fehler und verlor endgültig die WM-Führung, wobei erst in Valencia die Würfel gefallen waren: Joan Mir (Team Suzuki Ecstar) wurde Weltmeister und der Fahrer mit der Nummer 20 musste sich mit dem achten Platz in der Gesamtwertung begnügen.

Doch Fabio Quartararo schlug nach seiner Beförderung ins offizielle Yamaha-Team, wo er sein früheres Idol Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) ersetzte, mit Bravour zurück. Er bewies Reife und eine wahrlich eindrucksvolle Konstanz. Mit 10 Podiumsplätzen, davon 5 Siegen und 267 Punkten errang "El Diablo" den Weltmeistertitel der Motorrad Weltmeisterschaft 2021, nachdem Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) in Führung liegend gestürzt ist. Noch nie hat ein Franzose eine solche Auszeichnung seit der Gründung der Weltmeisterschaft im Jahr 1949 erfahren!

Wir sagen Chapeau zu diesem unfassbaren Erfolg, Fabio!

Biographie:

Geburtsdatum: 20. April 1999
Geburtsort: Nizza, Frankreich
Erster Grand Prix: Losail 2015, Moto3™
Erste Pole Position: Jerez 2015, Moto3™
Erstes Podium: Austin 2015, Moto3™
Erster Sieg: Montmeló 2018, Moto2™
Grand Prix: 116 (49 in der MotoGP™)
Siege: 9 (8 in der MotoGP™)
Podiumsplätze: 24 (20 in der MotoGP™)
Pole-Positionen: 18 (15 in der MotoGP™)
Beste Rundenzeiten: 10 (9 in der MotoGP™)
Weltmeistertitel: MotoGP™ (2021)

Seine WM-Karriere:

2015: Moto3™-Weltmeisterschaft - 10. Platz auf Honda, 92 Punkte
2016: Moto3™-Weltmeisterschaft - 13. Platz auf KTM, 83 Punkte
2017: Moto2™ Weltmeisterschaft - 13. Platz auf Kalex, 64 Punkte
2018: Moto2™ Weltmeisterschaft - 10. Platz auf Speed Up, 138 Punkte
2019: MotoGP™ Weltmeisterschaft - 5. Platz auf Yamaha, 192 Punkte
2020: MotoGP™ Weltmeisterschaft - 8. Platz auf Yamaha, 127 Punkte
2021: MotoGP™ Weltmeisterschaft - Weltmeister auf Yamaha, 267 Punkte

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