Jorge Lorenzo: Ein Champion hört auf

Nachdem der Spanier seinen Rücktritt von der MotoGP™ ankündigte, blicken wir auf 18 sensationelle Jahre mit atemberaubenden Rennen zurück

Nach 17 Jahren und 18 Saisons im MotoGP™-Fahrerlage hat der fünffache Weltmeister Jorge Lorenzo nun seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der Spanier nahm zusammen mit Carmelo Ezpeleta, CEO von Dorna Sports, an einer Pressekonferenz teil, die auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia stattfand.

Lorenzo debütierte 2002 in der 125er-Weltmeisterschaft und verpasste den ersten Tag seines ersten Grand Prix, weil er noch zu jung war. Sein 15. Geburtstag fiel jedoch auf den Qualifying-Tag und der junge Spanier machte sich auf den Weg, um die ersten Runden einer der erfolgreichsten Karrieren aller Zeiten zu drehen. Bei seinem vierten Rennen holte er seine ersten Punkte und sein bestes Ergebnis in diesem Jahr war der siebte Platz in Rio de Janeiro. Ein Jahr später in Rio gewann er seinen ersten Grand Prix.

Von dort nahm die Geschichte ihren Lauf. Mit drei Siegen und vier weiteren Podien in der 125er-Weltmeisterschaft im folgenden Jahr wurde er Vierter und legte 2005 eine solide Grundlage für den Wechsel auf die 250er-Maschinen. Dort holte er sich als Rookie sechs Podestplätze, und sein erster Titel standen vor der Tür, nachdem er 2006 mit zwei Siegen in die Saison startete. Bis Ende des Jahres holte er weitere sechs und damit seine allererste Weltmeisterschaft nach einer atemberaubenden Saison. 2007 blieb er in der Klasse, um die Krone zu verteidigen, und diesmal mit unglaublichen neun Siegen. Von dort aus winkte mit Yamaha die MotoGP™.

Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, in der Königsklasse für Furore zu sorgen, als beim ersten Rennen die Pole zu holen, und genau das hat Lorenzo getan - und hat dabei sogar noch einen neuen Rundenrekord aufgestellt, der zehn Jahre nicht gebrochen wurde. Er stand auch in seinen ersten beiden MotoGP™ -Rennen auf dem Podium, bevor er bei seinem dritten Auftritt zum ersten Mal die Führung übernahm. Das war in Estoril, als er zwei Männer schlug, mit denen er noch jahrelang konkurrieren würde: Dani Pedrosa und Valentino Rossi. Verletzungen und Stürze würden den Rest des Jahres 2008 für Lorenzo beeinträchtigen, wodurch sich Rossi die Krone schnappte, aber 2009 kam der Spanier zurück und machte seinen ersten Lauf, als er den damals achtmaligen Weltmeister auf der anderen Seite der Garage besiegte. Rossi war siegreich, aber 2010 würde sich das Blatt wenden.

Lorenzo fuhr in den ersten 12 Rennen dieses Jahres auf das Podium, von denen nur ein dritter Platz war. Sieben waren Siege. In Malaysia war es sein erster Matchball und die Nummer 99 sicherte sich mit einen weiteren Podiumsplatz seinen ersten MotoGP™-Weltmeistertitel. Er beendete die Saison mit zwei weiteren und insgesamt neun Siegen.

2011 verlief etwas schwieriger. Als der große Rivale Casey Stoner an die Spitze zurückkehrte, traf das Pech, das Rossi im Jahr zuvor getroffen hatte, Lorenzo, und der Spanier gab den Titelkampf nach einem Sturz auf Phillip Island auf. Aber 2012 war er wieder im Rennen, als er das Auftaktrennen gewann, und holte sechs Siege wodurch er auf Phillip Island zum zweifachen MotoGP™ -Weltmeister gekrönt wurde. 2013 folgte eine neue Ära in der Königsklasse.

2013 zog sich Stoner zurück, Rossi kehrte zu Yamaha zurück - und Marc Marquez gab sein Debüt in der MotoGP™. Das Jahr wurde der amtierende Champion gegen den Rookie, der Kampf ging bis nach Valencia zum Saisonfinale. Marquez hatte am Ende die Nase vorn, aber Lorenzo würde alles daran setzen, sich den Titel zurückzuholen - und dabei entstanden einige karrierebestimmende Momente und Rennen.

Die Reise in die Finalrunde verlief für die Nummer 99 nicht reibungslos. Die erste Hürde war ein Schlüsselbeinbruch am Donnerstag auf dem TT Circuit Assen. Lorenzo hatte in seiner Karriere bereits einige iron man-artige Auftritte gezeigt, aber dies war ein anderes Level. Nachdem das Schlüsselbein nach dem Sturz plattiert worden war, kehrte die Nummer 99 pünktlich zum Rennen zurück - und wurde Fünfter. Es war eine erstaunliche Leistung und untermauerte seinen Willen, nicht kampflos aufzugeben.

Die nächste Hürde kam jedoch bald danach. Ein weiterer schwerer Sturz auf dem Sachsenring beschädigte erneut das Schlüsselbein und Lorenzo musste aufgeben, doch er war bereits in Laguna Seca zurück und stand wieder auf dem Podium in Indianapolis. Silverstone inszenierte dann eines der größten Rennen aller Zeiten, als er und Marquez am Samstag die provisorische Pole tauschten und am Sonntag Kopf an Kopf über die Linie kamen. Lorenzo war ein Mann auf einer Mission und ein atemberaubender Zug von der Nummer 99, brachte ihn wieder auf die oberste Stufe und zurück ins Spiel. Der Rookie Marquez wurde in Australien wegen eines obligatorischen Boxenstopps zum falschen Zeitpunkt disqualifiziert - und als die Nummer 93 eine 0 nach Hause brachte, gewann Lorenzo. Bis zum Saisonfinale war alles, was Lorenzo tun konnte, um die Krone zu erobern, den Sieg im Rennen zu holen, und das tat er dann auch. Es hat am Ende zwar nicht gereicht, aber die Saison endete mit einem absoluten Klassiker.

2014 legte Marquez ein unglaubliches Tempo vor und Lorenzo gewann sein erstes Rennen der Saison erst in Aragon. Aber 2015 drehte Lorenzo den Spieß um, auch wenn Marquez und Rossi bei einer Reihe von Rennen im Rampenlicht standen. Im Saisonfinale in Valencia sicherte sich Jorge Lorenzo mit seinem siebten Sieg den dritten Titel im der Königsklasse.

2016 war wieder ein etwas schwierigeres Jahr, aber der Spanier holte erneut einige Siege und Podestplätze. Und der letzte Saisonsieg in Valencia war auch sein letzter mit Yamaha, als nach 44 Siegen, 107 Podiumsplätzen und 39 Pole-Positions und neun gemeinsam Jahren eine Ära zu Ende ging. Lorenzo tauschte blau gegen rot.

Sein Wechsel zu Ducati war zunächst schwieriger, obwohl ein erstes Podium nicht lange auf sich warten ließ, als er in Jerez auf heimischen Boden Dritter wurde. Es gab durchaus einige Momente, in denen er sein Potential auf der italienischen Maschine durchblicken ließ, aber erst in Aragon stand er wieder auf dem Podium. Lorenzo belegte einen weiteren dritten Platz und stand nach einem nassen Sepang Rennen gegen Ende der Saison kurz vor seinem ersten Ducati-Sieg. Der Warnschuss für seine Konkurrenten fiel Anfang 2018 am selben Ort, an dem Lorenzo den Rundenrekord beim Testen gebrochen hatte.

Es würde noch ein paar Rennen dauern, bis der „Spartaner“ endlich den lang ersehnten Sieg errang. Es suchte sich dafür einen Ort aus, der besser hätte nicht sein können - Mugello, Ducatis Heim-Grand Prix. Aber damit nicht genug. Ein weiterer Sieg folgte in Katalonien. War das der Beginn von etwas ganz Großem?

In einem seiner besten Rennen der Karriere, gewann Lorenzo in einem atemberaubenden Showdown auf dem Red Bull Ring in Österreich. Das war Lorenzo’s letzter Sieg in der Königsklasse, bevor in Buriram eine Verletzung den Beginn einer schwierigen Phase einläutete.

Für das Jahr 2019 stellte sich der fünffache Weltmeister einer neuen Herausforderung, als er bei Repsol Honda der Teamkollege von Marquez wurde und sich erneut auf ein neues Motorrad umstellen musste. Aber die Verletzungen machten ihm erneut einen Strich durch die Rechnungen. Gebrochene Wirbel sorgten für eine lange Pause und eine sehr lange Rehabilitation. Obwohl Lorenzo bei seiner Rückkehr erneut seine Stärke unter Beweis stellte, gab der fünffache Weltmeister seinen Rücktritt zum Ende der Saison 2019 bekannt.

18 Saisons, 68 Siege, 152 Podestplätze, 69 Pole-Positionen und 37 schnellste Runden: Das ist der fünffache Weltmeister Jorge Lorenzo, der in der kommenden Saison beim Großen Preis von Spanien in Jerez als MotoGP™ Legende geehrt wird.

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