Die MotoGP™ liefert im Jahr 2020 erneut ein völlig unvorhersehbares und gleichzeitig so schön dramatisches Rennen, dass man eigentlich keine Worte mehr findet, die dieser unfassbar mitreißenden Saison gerecht werden. Wir haben in dieser Saison bereits mehr als nur ein Drama erlebt, Spannung und Action sind sowieso obligatorisch, aber der SHARK Helmets Grand Prix de France hat uns ein weiteres wunderbar verrücktes Rennwochenende beschert, an dem der liebenswerte Danilo Petrucci ( Ducati Team) zum ersten Mal seit Mugello 2019 wieder auf der obersten Stufe des Treppchens Platz nehmen durfte.
In Le Mans war die Spannung bereits spürbar, als Meisterschaftsführer Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) vor 5.000 begeisterten französischen Fans sein freies Training und seine Qualifikationsüberlegenheit in einen vierten Saisonsieg verwandeln wollte. Ein trockenes Rennen versprach bereits eine fantastisch enge Begegnung, aber die Wettergötter hatten einen listigen Plan parat. Fünf Minuten bevor die Lichter planmäßig ausgehen sollten, um den neunten Lauf der Königsklasse einzuläuten, begann es zu regnen. Das hingegen war nicht planmäßig und mindestens genau so unvorhersehbar, wie das anschließende Rennergebnis. Die MotoGP™-Fahrer wurden nervös und da dies das erste nasse Rennen seit dem GP von Valencia 2018 werden könnte. Für Quartararo, Titelanwärter Joan Mir (Team Suzuki Ecstar) und einige andere war dies Neuland auf ihren MotoGP-Geschossen.
Und Junge, wir wurden nicht enttäuscht. Petruccis Sieg ist etwas, was fast jedem mindestens ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben wird, denn wer könnte dem sympathischen Italiener diesen Erfolg missgönnen. Damit wurde der charismatische Ducati-Pilot der siebte Sieger in neun Rennen. Er reiht sich hinter Quartararo, Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing), Andrea Dovizioso (Ducati Team), Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3), Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) und Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha MotoGP) ein. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Wettbewerb in der MotoGP™ in dieser Saison erschreckend eng ist und so ziemlich jeder - unter den richtigen Umständen - ein Rennen gewinnen kann. Wenn man also bedenkt, dass vier der acht besten Fahrer der Meisterschaft aktuell noch kein Rennen gewonnen haben - Mir, Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu), Jack Miller (Pramac Racing) und Pol Espargaro (Red Bull KTM Factory Racing) - könnte es leicht sein, dass wir diese Statistik vor Jahresende noch einmal korrieren, wenn nicht sie sogar zweistellig wird.
1,2 Sekunden hinter Petrucci kam Alex Marquez (Repsol Honda Team) ins Ziel. Was für ein Rennen von dem HRC - Rookie! In seinem ersten nassen MotoGP™-Rennen war der amtierende Moto2™-Weltmeister einfach herausragend. Die Nummer 73 hat in einem Rennen, in dem man ihm jeden Fehler verzeihen würde, kaum einen Fehler gemacht... Erfahrene Konkurrenten wie Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha MotoGP) und Cal Crutchlow (LCR Honda Castrol) haben es nicht geschafft, dieses tückische Rennen zu beenden. Marquez schaffte es jedoch, einen erstaunlichen zweiten Platz einzufahren und das trotz dessen er von P18 aus ins Rennen gestartet ist. Er kämpfte sich an erfahreneren Fahrern vorbei und sah aus, als würde er in sein 90. MotoGP™-Rennen bestreiten, nicht sein neuntes!
Teamkollege und achtmaliger Weltmeister Marc Marquez wäre stolz gewesen, wenn er eine solche Leistung erbracht hätte. Der doppelte Weltmeister Alex Marquez verdient also alles Lob, das er nach diesem großartigen Ritt in Le Mans erhält. Sowohl durch das phänomenale Podium des Spaniers als auch durch Petrucci's Sieg steigt die Wertung der verschiedenen Podiumsplatzierten in einer Saisonn auf 15. Auf 15! Neun Rennen in der Saison und wir haben bereits 15 verschiedene Podiumsplatzierte gesehen. Das hätte wahrlich niemand prophezeien können. Und wir sind noch lange nicht durch mit dieser Saison!
In Bezug auf die Meisterschaft hat sich die Lücke zwischen dem ersten und dem zweiten Platz geringfügig vergrößert, aber die Punktedifferenz zwischen den ersten vier hat sich wieder geschlossen. 19 Punkte decken Quartararo, Mir, Dovizioso und Viñales ab, fünf Rennen stehen noch aus. Wer wagt, gewinnt? Der Versuch, das Ergebnis von Rennen vorherzusagen, ist jetzt nur noch ein komplettes Ratespiel. Gerade wenn man glaubt, dass ein Fahrer eine gewisse Konsistenz gefunden zu haben scheint, wird man eines besseren belehrt. Hätte Quartararo heute gewonnen, wenn das Rennen trocken gewesen wäre? Er hatte so gute Chancen wie jeder andere, aber wir werden es nie erfahren. Stattdessen konnte Dovizioso einen Teil des Vorteils zurückgewinnen, da die anderen drei engten Herausforderer unter den nassen Bedingungen zu kämpfen hatte. Mirs gute Form nahm ein jähes Ende, aber entscheidend ist, dass Quartararo, Mir und Viñales das Rennen beendet haben. Jetzt sind alle Augen auf das Doppelrennen von Aragon gerichtet.
Wir würden gern versuchen vorherzusagen, was in einer Woche in Nordspanien passieren wird, aber es könnte schlichtweg alles passieren. Es ist ein Klischee das zu behaupten, aber die MotoGP™ Saison 2020 hat einmal mehr bewiesen, dass es eine echte Tatsache ist - alles kann und ist bisher passiert. Namhafte Fahrer mit schwerwiegenden Verletzungen, Debütsiege und Podestplätze, Rookie- und Überraschungs-Sieger, Verletzungs-Comebacks... Die MotoGP™ Saison 2020 hat schon alles erlebt. Es war einfach lächerlich brilliant und die Statistiken sprechen für sich.
Nach neun Rennen der Saison 2019 lag Marc Marquez mit 185 Punkten an der Spitze, Dovizioso und Petrucci jeweils mit 127 bzw. 121 Punkten dahinter. Alle drei dieser Fahrer hatten mehr Punkte als Quartararo in diesem Jahr zum gleichen Zeitpunkt - und der Franzose hat ein Drittel der Rennen gewonnen. Es ist wie eine geniale Reality TV-Show, in der man kein Drehbuch zur Hand hat, und wir können uns als Fans nur zurücklehnen und genießen, was sich vor uns abspielt...
MotorLand Aragon, das Rampenlicht liegt nun auf Dir. Zeig uns das Beste, was Du zu bieten hast!