Matchball für Mir: Kann er dem Druck standhalten?

Mit 37 Punkten Vorsprung hat der Suzuki-Fahrer seine erste Chance auf die Krone - aber es ist alles andere als eine leichte Mission

Seit Monaten scheint der Kampf um die MotoGP™-Weltmeisterschaft 2020 die eng umkämpfteste zu sein, die wir je erlebt haben. Fast die Hälfte des Feldes hat eine rechnerische Chance auf den Titel. Mit bisher 15 verschiedenen Fahrern auf dem Podium und neun verschiedenen Siegern, von denen fünf zum ersten Mal überhaupt gewannen, gab es mehr Drehungen und Wendungen, als irgendjemand hätte vorhersehen können. Doch hier stehen wir nun am Ende der Geschichte mit einem Mann, mit dem zu Beginn der Saison vermutlich keiner gerechnet hat: Joan Mir (Team Suzuki Ecstar).

Der Mallorquiner hat jetzt 37 Punkte Vorsprung vor der Konkurrenz, nachdem er endlich den lang ersehnten ersten Sieg in der Königsklasse errungen hat. Nicht nur hält er dem größten Druck stand, er zeigte auch das ganze Jahr über eine enorme Konstanz. Ganz zurecht steht der sympathische Spanier nun an erster Stelle der Weltmeisterschaft. Statt sich der Freude hinzugeben, relativiert er seinen Erfolg und den Rummel uns sagte nach dem Rennen gegenüber den Medien: "Leute, die keine Miete zahlen können, das ist echter Druck. Das ist mein Job.“ 

Wenn er das nächste Mal die Ziellinie überquert, ist er möglicherweise das erste frische Gesicht seit sieben Jahren, das den Titel gewinnt. 

Der Siegesdruck mit einem Vorsprung von 37 Punkten wird beim Gran Premio Motul de la Comunitat Valenciana möglicherweise geringer sein, als der Druck auf diejenigen, die ihn jagen müssen. Dieses Wochenende braucht Mir nur ein Podium, um die Krone einzupacken. Als beständigster Mann im Fahrerfeld, der gerade erst seinen ersten MotoGP™ -Sieg errungen hat, dürfte sich die Hürde in Grenzen halten.

Seine Gegner werden ihm jedoch den Titel nicht kampflos überlassen. Mirs größte Herausforderung ist seit geraumer Zeit Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT), denn der Franzose liegt aufgrund seiner Siege auf dem zweiten Gesamtrang, obwohl er punktgleich mit Alex Rins (Team Suzuki Ecstar) ist. Quartararo stürzte allerdings aus dem ersten Rennen in Valencia also heißt es ist jetzt oder nie für "El Diablo"...

Rins ist in Bezug auf die Punkte gleichauf, aber in Bezug auf die aktuelle Dynamik in einer Liga als Quartararo. Ein Sieg, gefolgt von zwei Podestplätzen, mit dem er Suzuki's erstes Doppelpodium seit 1982 bescherte. Kann er herausfinden, was fehlte, um Mir ebenbürtig zu sein und ihn zu schlagen? Nach einer schweren Schulterverletzung in diesem Jahr ist es eine beeindruckende Leistung von Rins, überhaupt so weit vorn dabei zu sein. Aber er ist es und er ist auch in der besten Position, den Mann an der Spitze zu studieren, denn Mir steht nicht hinter den feindlichen Linien... er ist auf der anderen Seite der Box.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha MotoGP) kommt unterdessen mit einem Defizit von 41 Punkten an und es ist die allerletzte Chance für "Top Gun" seine Qualitäten zu beweisen. Nachdem er seine Motorenzuweisung überschritten hatte, musste er letztes Mal aus der Boxengasse starten und wir konnten nicht beurteilen, was er vorne hätte anrichten können. Viñales akzeptiert die Tatsache, dass der Kampf um den Titel vorbei ist, was im Kampf um den Sieg interessant sein könnte. So auch für Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT), der es beim Europa-GP schwer hatte. 

Andrea Dovizioso (Ducati Team) ist jetzt Sechster in der Gesamtwertung. Owohl er punktgleich mit Morbidelli ist, liegen die beiden Männer 45 Punkte hinter Mir, so dass es wenig Druck in der Meisterschaft gibt. Für Dovizioso ist Valencia sein vorletztes Rennen, bevor er 2021 ein geplantes Sabbatical einlegt... Wird es im engen Kampf um die Top 5 noch eine Wendung geben? 

Auch für Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) steht die Weiterentwicklung auf dem Programm, obwohl er beim letzten Mal sein bestes Ergebnis auf dem vierten Platz erzielte. Jack Miller (Pramac Racing) und Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3) sind in Schlagdistanz zu Nakagami und auch im Titelkampf... Und kann Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) sie übertrumpfen? Der Südafrikaner kämpfte sich nach einer Long-Lap-Strafe zurück und wurde Siebter - und fuhr erstaunlicherweise die schnellste Runde des Rennens. Damit ist er auch im Kampf um den Rookie des Jahres wieder vor Alex Marquez (Repsol Honda Team)… also gibt es durchaus noch eine Menge zu gewinnen und zu verlieren.

Nach fünf Monaten Wahnsinn, Chaos und großartigen MotoGP™-Rennen geht es nun um alles: Hat Joan Mir mit 37 Punkten Vorsprung den Siegerpokal schon in der neuen Tasche?Schalte unbedingt am Sonntag um 14:00 Uhr (GMT +1) ein, wenn die Giganten erneut auf dem Circuit Ricardo Tormo gegeneinander antreten. Vielleicht kommt es schon zur Krönung, ein Spektakel aber ist so oder so garantiert.

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