Manche Dinge stehen einfach in den Sternen. Damals, beim Großen Preis von Malaysia 1996, hieß die Motorradwelt einen charismatischen jungen Italiener namens Valentino Rossi in der Grand-Prix-Szene willkommen und wurde zum dritten Mal in der Geschichte Zeuge eines italienischen Hattricks an einem Eröffnungswochenende. Luca Cadalora gewann in der 500ccm-Klasse, Max Biaggi in der 250ccm-Klasse und Stefano Perugini in der 125ccm-Klasse an diesem besonderen Nachmittag auf dem Shah Alam Circuit.
26 Jahre später ging die MotoGP™ beim Grand Prix von Qatar 2022 zum ersten Mal ohne Rossi an den Start, aber die Anwesenheit des 'Doctors' war definitiv zu spüren. Die Hymne "Il Canto degli Italiani" hallte jedoch nach allen drei Rennen über den Lusail International Circuit, um Italiens grandiose Erfolge am ersten Tag einer Saison zu zelebrieren – Eine Konstellation, die es so erst vier Mal in der Geschichte des Rennsports bei einem Eröffnungsweochenende gegeben hat. Enea Bastianini (Gresini Racing MotoGP™) und Celestino Vietti (Mooney VR46 Racing Team) waren zum ersten Mal in ihrer Karriere in der MotoGP™ und Moto2™ erfolgreich, während Andrea Migno (Rivacold Snipers Team) in der Moto3™ ein Stück Geschichte schrieb.
Es war eine Nacht zum Genießen für die Azzurri, denn man muss dreieinhalb Jahre zurückgehen, um herauszufinden, wann Italien das letzte Mal einen Grand Prix komplett für sich entscheiden konnte. Misano 2018 war ein Wochenende, das niemand vergessen wird, denn Andrea Dovizioso, Pecco Bagnaia und Lorenzo Dalla Porta standen alle auf heimischem Boden auf der obersten Stufe des Podiums. Sowohl Bagnaia als auch Dalla Porta gewannen später die Weltmeisterschaften, und nun sind die nächsten italienischen Hoffnungsträger offiziell in der Szene angekommen.
Bastianinis Debütsieg bedeutete, dass er der erste Fahrer seit 15 Jahren wurde, der in der ersten Runde den ersten Sieg seiner Karriere in der Königsklasse einfuhr. Damit zog er mit seinem Idol Casey Stoner gleich, dem dies 2007 mit dem Werksteam gelang. Er ist außerdem erst der dritte Italiener in der Geschichte der Königsklasse, der in Qatar gewinnt, nach Valentino Rossi und Andrea Dovizioso.
In der mittleren Klasse machte Celestino Vietti von der VR46 Academy seinen Chef stolz, indem er der dritte Fahrer in der Geschichte der Moto2™ wurde, der die Pole Position holte, die schnellste Runde fuhr und jede Runde auf dem Weg zu seinem Debütsieg anführte. Zuvor gelang dies nur Tito Rabat im Jahr 2013 und Andrea Iannone im Jahr 2010. Er ist außerdem der sechste Fahrer in der Moto2™, der unter den Lichtern von Qatar sein Debüt gibt, nach Shoya Tomizawa, Jonas Folger, Franco Morbidelli, Pecco Bagnaia und Tetsuta Nagashima.
In der Moto3™ gab es noch mehr Grund zur Freude bei den Jungs der VR46 Academy, nachdem Andrea Migno seinen zweiten Sieg in der Leichtgewichtsklasse errungen hatte. Die vier Jahre, neun Monate und zwei Tage zwischen seinem Debütsieg in Mugello 2017 und seinem Erfolg in Doha sind die längste Wartezeit zwischen einem ersten und zweiten Moto3™-Sieg in der Geschichte. Er sorgte auch dafür, dass zum ersten Mal seit den Erfolgen von Vietti und Marco Bezzecchi beim Grand Prix der Steiermark 2020 zwei VR46 Academy-Fahrer siegreich waren.
Ein denkwürdiger Abend für Italien, aus verschiedenen Gründen. Die Post-Valentino-Rossi-Ära hat offiziell begonnen, aber der Abend war nicht mit Traurigkeit behaftet. Der berühmte Fahrer mit der Nummer 46 mag zur Seite getreten sein, aber die MotoGP™ ist in trotz seiner Abwesenheit in italienischen Händen.