Anschnallen! Die MotoGP™ rüstet sich für den Achterbahn-Kurs

Nach vier unglaublichen Übersee-Rennen kehrt die MotoGP™ nach Portugal zurück, wobei sich Bastianini den Thron vorerst zurückerobert hat...

Während sich der Staub nach dem Texas-Rodeo in Austin legt, steht der europäische Teil der Saison vor der Tür. Das erste Ziel ist das Autodromo Internacional do Algarve, wo das Fahrerlager zum ersten von zwei Rennen nach Portugal reist, und es gibt viel Gesprächsstoff auf dem Weg dorthin, nachdem es beim letzten Mal wieder zu einem Umbruch in der WM kam.

Enea Bastianini (Gresini Racing MotoGP™) ist der Mann, den es im Moment zu schlagen gilt, nachdem er in Texas mit Stil auf das oberste Treppchen zurückkehrte. Damit holte sich der Italiener auch die Führung in der Weltmeisterschaft zurück und setzte ein deutliches Zeichen, indem er den ersten Ducati-Sieg auf dieser Strecke errang. Der COTA aber ist anders, als beispielsweise Qatar und laut Jack Miller (Ducati Lenovo Team), der sich in Austin das Podium mit Bastianini teilte, ist auch der Italiener weiter gereift - wobei in dem Fall der Fahrer und nicht die Maschine den Unterschied ausmacht.

Der bereits erwähnte Miller holte beim letzten Rennen sein erstes Podium der Saison, zwar keinen Sieg, aber einen beeindruckenden und hart erkämpften dritten Platz. Auch in Portugal stand er bereits zweimal auf dem Podium, und nachdem er in der Gesamtwertung bisher eher vom Pech verfolgt war, wird er versuchen, wieder in der Nähe des Podiums zu landen. Teamkollege Francesco Bagnaia hat ebenfalls zwei Podiumsplätze auf der Strecke vorzuweisen, einer davon war der Sieg in der vergangenen Saison. Der Italiener hat sich in der vergangenen Saison als meisterhafter Gegner erwiesen. Wird er nach den ersten beiden Rennen, die ein ziemlicher Alptraum waren, wieder in Form kommen und auf dem vertrauten und erfolgreichen Terrain einen weiteren Schritt nach vorne machen?

Jorge Martin (Pramac Racing) hatte in den ersten beiden Rennen ebenfalls Schwierigkeiten, bevor er in Argentinien um den Sieg kämpfte, aber in COTA wurden sowohl er als auch sein Teamkollege Johann Zarco in der Schlussphase etwas schwächer. Martin wird die schlechten Erinnerungen an den Austragungsort vergessen machen und wieder um das Podium kämpfen wollen, während er versucht, verlorenen Boden in der WM gutzumachen. Die Startnummer 89 kann man nie ausschließen - vor allem nicht an Samstagen, wo er sich oft in die erste Reihe katapulitiert.

Der Mann, der Miller auf den dritten Platz verdrängt hat, wird mit mehr Selbstvertrauen nach Portimão fahren. Alex Rins (Team Suzuki Ecstar) meistere Suzukis 500. Grand Prix-Podium und machte es zu etwas ganz Besonderem, denn es untermauert die bisher starke Bilanz des Hamamatsu-Werks in dieser Saison. Er hatte an der Algarve schon einmal einen unglaublichen Speed, bevor das Unglück geschah, aber die GSX-RR von 2022 scheint die Grenzen, die Rins 2021 allzu oft überschritt, wieder zurückgesetzt zu haben, so dass die Pace des Spaniers wieder konkurrenzfähig ist.

Der Champion von 2020, Joan Mir, wird ebenfalls zuversichtlich nach Portugal reisen. Obwohl er immer noch auf der Suche nach dem ersten Podium der Saison ist, war die Nummer 36 nah dran und, genau wie Rins, konstant. Auch seine Bilanz auf der Achterbahn-Piste ist beeindruckend, denn bei unseren beiden bisherigenn Besuchen auf der Strecke im vergangenen Jahr stand er zweimal auf dem Podium. Ist es nun an der Zeit, dass Mirs Beständigkeit auf dem Weg nach Europa einen Gang höher schaltet?

Hinter den Top Fünf sahen wir am COTA ein grandioses Comeback von Marc Marquez (Repsol Honda Team). Der Fahrer mit der Nummer 93 - der in Austin noch nie besiegt wurde, wenn er denn die Ziellinie erreichte - erlitt beim Start ein technisches Problem an seiner Honda, das ihn auf den letzten Platz zurückwarf, und dann stand er vor der Wahl: eine vorsichtige Rückkehr, wie im Vorfeld der Veranstaltung angedeutet (und die vielleicht sogar ausgereicht hätte, um ohne die zusätzliche Hürde um den Sieg zu kämpfen), oder ein etwas raketenhafterer Vorstoß zurück an die Spitze? Marc Marquez ist eben Marc Marquez, und was dann folgte, sorgte bei allen für Gänsehaut-Momente.

Der achtfache Weltmeister kämpfte sich mit einer Geschwindigkeit zurück in die Top Ten, was diejenigen, die er überholte, alt aussehen ließ, aber es reichte nicht ganz, um wieder auf Podiumskurs zu kommen. Bastianinis Sieg war mit Abstand der schnellste aller Zeiten auf dem COTA, es wäre also keineswegs einfach gewesen, wenn das Problem nicht aufgetreten wäre, aber Marquez lieferte sich einen weiteren großartigen Kampf gegen den amtierenden Champion Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP).

Es schien nicht nur darum zu gehen, den sechsten Platz in dem Rennen zu holen, sondern viel mehr darum, eine Art Rückschlag für 2019 zu liefern. Marquez gegen Portimão wird auf jeden Fall ein interessanter Kampf sein, denn die Nummer 93 hat diesen Ort noch nicht so gut wie viele andere gemeistert. Was wird er in seinem Köcher haben? Und kann Pol Espargaro (Repsol Honda Team) den Podiumskurs von Qatar wiederfinden?

Wenn es jemals einen Schauplatz gab, der von 'Diablo' beherrscht wurde, dann den an der Algarve. Als Quartararo in der letzten Saison den GP von Portugal auf dieser Strecke gewann, sah es äußerst mühelos aus - mit fünf Sekunden Vorsprung war es ein klarer Sieg. Später im Jahr waren dann die Punkte viel wertvoller als ein riskanter Sieg. Was wird die Nummer 20 also dieses Mal zu bieten haben? Nach einem schwierigen Saisonstart für Yamaha steht bisher nur ein Podium zu Buche, und Quartararo war bisher eine einsame Erscheinung in den oberen Rängen der Iwata-Marke. Wird die Rückkehr nach Europa dem Werk und seinem amtierenden Champion ein wenig mehr Erfolg bringen? Franco Morbidelli (Monster Energy Yamaha MotoGP) wird das nach einem schwierigen Start in die Saison ebenfalls hoffen, und die Nummer 21 ist kein Unbekannter auf dem Podium in Portugal.

Das kann man allerdings auch von einem anderen sagen: Lokalmatador Miguel Oliveira (Red Bull KTM Factory Racing). Die Nummer 88 hat den beeindruckenden Sieg im Nassen in Indonesien vorzuweisenl, aber ansonsten hatte er es im Vergleich zu seinem Teamkollegen Brad Binder bisher etwas schwerer. Auch für KTM insgesamt war es in Texas nicht einfach, denn die Top Ten blieben am Renntag außer Reichweite. Oliveira wird auf seiner Heimstrecke seine einstige Meisterklasse wiederholen wollen, doch was für KTM vielleicht noch wichtiger ist, können sie dort wieder zu mehr Konstanz finden? Binders Position in der Meisterschaft hat beim letzten Mal einen heftigen Schlag abbekommen, und sie werden sicherstellen wollen, dass es nur ein schlechtes Wochenende war und kein ernsthaftes Problem.

Aprilia hatte es in Texas auch nicht leicht. Das Werk aus Noale hatte dort schon früher Probleme, aber nach dem Sieg in Argentinien hätten sie sich mehr gewünscht als Platz 10 und 11. Aber genau wie bei KTM gibt es keinen Grund zu erwarten, dass sich diese Form auf europäischem Boden fortsetzt. Aleix Espargaro (Aprilia Racing) erlebte die Höhenflüge des Sieges und der Führung in der Meisterschaft und wird nun sicher versuchen, wieder in den Kampf um die Podiumsplätze einzugreifen, aber auch Teamkollege Maverick Viñales machte in Texas einen wichtigen Schritt, obwohl er nur eine Positionn vor der Nummer 41 ins Ziel kam. 

Es wurde schon oft gesagt, dass man sich erst ein wahres Bild vonn der Saison machen kann, wenn die europäische Etappe der Saison angelaufen ist, und nach einer rekordverdächtigen Anzahl von Fahrern, die in dieser Saison bereits auf dem Podium standen, gibt es für viele sicherlich noch Raum für große Erfolge. Aber die Show wird garantiert ein Knaller bleiben, wenn die MotoGP™ zum Grande Premio Tissot de Portugal reist und die goldene Ära hoffentlich in die nächste Runde geht. Schaltet also unbedingt ein, wenn am Sonntag um 13:00 Uhr Ortszeit (MESZ +1) die Lichter ausgehen.

Alle Rennen LIVE, exklusive Interviews, historische Rennen und viele weitere fantastische Inhalte: Das alles gibt's mit dem MotoGP™ - VideoPass!