Als das Fahrerlager 2021 im MotorLand Aragon eintraf, hatte der zweifache MotoGP™-Weltmeister und aktuelle WM-Führende Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) noch nie ein MotoGP™-Rennen gewonnen. Das änderte sich am Sonntag, als sich die damalige Startnummer 63 mit dem achtfachen Weltmeister, Lokalmatador und König des Rings Marc Marquez (Gresini Racing MotoGP™) um das oberste Treppchen duellierte und in den letzten drei Runden sieben Angriffe abwehrte, um sich in das Pantheon der Sieger der Königsklasse einzureihen. Seit diesem Tag haben ihre Wege viele Wendungen genommen - und nächstes Jahr treffen sie als Teamkollegen aufeinander. Aber ein großes Kapitel dessen, was zu einer der größten Langzeitrivalitäten in diesem Sport werden könnte, begann genau hier. Können wir uns also auf einen Kampf gefasst machen?
Bagnaia hat einen Lauf, während das Fahrerlager nach Spanien zurückkehrt. Mit sieben Siegen hat er bereits seine eigene Höchstzahl an Siegen in einer Saison erreicht und kommt nach seinem Doppelsieg in Spielberg nun nach Aragon. Er ist der Fahrer, den es zu schlagen gilt, der Meisterschaftsführende, der in feindlichem Territorium fährt und nun auf einen Teamkollegen aus dem Jahr 2025 blickt, dessen Anwesenheit Bagnaias Vermächtnis mitbestimmen wird. Übrigens derselbe Fahrer, der auf dieser Strecke eine Kurve nach sich benannt hat. Motivation und Form können kaum stärker sein als hier.
Marquez hingegen kommt nach zwei Stürzen im Sprint und einem dramatischen Start beim GP von Österreich nicht so gut ins Rennen. Aber sein Tempo in Spielberg war auf eine andere Art dramatisch. Wäre er in der Lage gewesen, mit der roten Maschine an der Spitze mitzuhalten? Niemand sonst schien das zu schaffen, und auch die Bühne schien dafür bereitet, denn das Trio Bagnaia, Jorge Martin (Prima Pramac Racing) und Marc Marquez stand in der ersten Reihe. Wenn man nun noch die Tatsache hinzufügt, dass in Aragon gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird und es sich um ein Heimrennen handelt, könnte es an diesem Wochenende ein Feuerwerk geben - selbst wenn man bedenkt, dass ein einziger Zentimeter mehr Glück dazu beitragen könnte, seine Formkurve zu drehen.
Dennoch kann man Martin nie ausschließen. Im letzten Jahr 2023 hat die #89 gelernt, gleichzeitig schnell und konstant zu sein, und das hat er auch 2024 beibehalten, um ganz vorne mitzukämpfen und die meiste Zeit der Saison an der Spitze zu stehen, ohne dass er ein großes Comeback feiern musste. Er ist überall schnell, macht relativ wenige Fehler und hat nur fünf Punkte Rückstand auf die Spitze. Er ist auch sehr versiert darin, an seinen Mitstreitern dranzubleiben und sie zu überholen. Das letzte Zehntel zu finden, ist etwas, das er schon einmal geschafft hat, und es wäre keine Überraschung, wenn er sich als Hauptakteur im Kampf um den Sieg erweisen würde.
Und dann ist da noch Enea Bastianini (Ducati Lenovo Team). 2021 war natürlich nicht das letzte Mal, dass Aragon die MotoGP™ begrüßte. Beim letzten Mal, 2022, kam es zu einem weiteren Duell - diesmal aber Bastianini gegen Bagnaia, und das Biest setzte sich durch. In Österreich hat er ein wenig an Boden in der Meisterschaft verloren, aber sein Doppelsieg in Silverstone war eine Erinnerung daran, wie schnell er ist. Er liegt auf dem dritten Platz im Titelkampf, hat ihn aber noch nicht aufgegeben und liegt 61 Punkte hinter der Spitze. Im Jahr 2024 sind noch 333 Punkte zu vergeben und Bastianini ist einer der Fahrer, wenn nicht DER Fahrer, der einem sofort einfällt, wenn man an 148 davon denkt: Aragon, San Marino, Emilia-Romagna und Sepang.
Allerdings gab es in Österreich auch viel Positives zu berichten. Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) kehrte in seinem Heimatland in die Top Fünf zurück und sein Teamkollege Jack Miller konnte sich über einen guten Speed freuen, auch wenn er am Sonntag nicht so gut war. Marco Bezzecchi (Pertamina Enduro VR46 Racing Team) hatte ein solides Wochenende und belegte einen Platz unter den ersten sechs, und Franco Morbidelli (Prima Pramac Racing) hatte einige echte Lichtblicke, auch wenn ihm einige Dramen im Weg standen. In Aragon können wir auch mit der Rückkehr von Fabio Di Giannantonio (Pertamina Enduro VR46 Racing Team) rechnen, der ebenfalls in einer ähnlichen Gruppe kämpfen wird.
Für Aprilia dürfte Aragon ein wenig mehr versprechen. In Spielberg stand Aleix Espargaro (Aprilia Racing) beim Tissot Sprint auf dem Podium und sein Teamkollege Maverick Viñales fuhr am Sonntag auf Platz 7, aber das reicht nicht, um die bisherige Bestleistung zu übertreffen. Das sehr unterschiedliche MotorLand-Layout, ihre Rekorde auf der Strecke und der Heimvorteil für die #12 und #41 sollten die Noale-Fabrik zurück in den Mix bringen. Auch Raul Fernandez und Miguel Oliveira von Trackhouse Racing werden mit ihren 2024er RS-GPs viel mehr wollen und hoffen auf eine ähnliche Steigerung.
Alex Marquez (Gresini Racing MotoGP™) und vor allem Pedro Acosta (Red Bull GASGAS Tech3) wollen wieder in den engen Kampf um die ersten fünf Plätze eingreifen - und ihn gewinnen. Die #73 fuhr in die Top Ten, hatte aber ein härteres Wochenende und die #31 hatte eines seiner härtesten in der MotoGP™, hinter Wildcard Pol Espargaro und mit Teamkollege Augusto Fernandez, der ihm dicht auf den Fersen ist.
Für einige war es ein hartes Wochenende in Österreich. Einige Probleme bei Luca Marini (Repsol Honda Team) und Johann Zarco (CASTROL Honda LCR) - obwohl letzterer das Rennen beendete - beeinträchtigten ihre Sonntage, obwohl Honda dank P14 in der allerletzten Runde durch einen angreifenden Takaaki Nakagami (IDEMITSU Honda LCR) zwei Punkte holte. Joan Mir (Repsol Honda Team) hatte es da schon schwerer und wird in Aragon im Honda-Kampf um die Punkte noch mehr wollen. Auf niemanden trifft das jedoch mehr zu als auf Yamaha.
Weder Fabio Quartararo noch sein Monster Energy Yamaha MotoGP™ Teamkollege Alex Rins konnten in Österreich punkten und werden das in Aragon so schnell wie möglich ändern wollen. In der Zwischenzeit haben sie auch einen Test, um wieder in den Kampf um die Spitze einzusteigen. Interessanterweise haben sie dafür die Talente der MotoGP™-Legende Andrea Dovizioso auf die Strecke geholt, während sich Testfahrer Cal Crutchlow weiter von seiner Verletzung erholt. Das war in Misano und könnte sich bei den anstehenden Events als interessant erweisen, aber die erste Mission im MotorLand ist klar: Punkte.
Wir haben auf dieser Strecke schon einige echte Klassiker gesehen und die bisherige Saison 2024 verspricht so viel Potenzial für weitere spannende Rennen, wenn wir hierher zurückkehren. Wenn es um mehr als nur Punkte geht, wenn Ehre, Ruf, Ruhm und mehr auf dem Spiel stehen, solltest du den Gran Premio GoPro de Aragón an diesem Wochenende nicht verpassen!