Es geht um alles. Nach 19 Grands Prix auf der ganzen Welt kehrt das Fahrerlager für den Motul Solidarity Grand Prix von Barcelona auf den Circuit de Barcelona-Catalunya zurück – eine Veranstaltung, die über den reinen Sport hinausgeht und bei der die höchste sportliche Auszeichnung in der MotoGP™ auf dem Spiel steht. Am Ende des Rennens am Sonntag werden wir wissen, wer Weltmeister 2024 ist, oder vielleicht sogar schon vorher. Wir wissen auch, dass es Jorge Martin (Prima Pramac Racing) oder Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) sein werden, die die Krone erobern. Aber wer von beiden wird letztendlich die Oberhand behalten? Das bleibt abzuwarten, während #TheRematch seinem Ende entgegengeht...

Es ist wahrscheinlich eher unklug, gegen Martin zu wetten – bei seinem 24-Punkte-Vorsprung und seinem beeindruckenden Tempo während des gesamten Jahres und unter jeglichen Bedingungen. Die #89 hat in den letzten Wochen selten einen Fehler gemacht und sieht anders aus als letztes Jahr um diese Zeit. All die kleinen Details ergeben das Bild eines Fahrers, der kurz davor steht, den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Aber sein Tempo beim Katalonien GP dieses Jahr war nicht ganz auf Augenhöhe mit dem seines Hauptkonkurrenten Bagnaia, und nichts ist wirklich vorbei, bis es vorbei ist. In der MotoGP™ trennen Millimeter Ruhm von Schotter, und diese Millimeter sind noch schwerer zu überwinden, wenn der Moment wirklich gekommen ist.

Für Bagnaia hingegen ist die Gratwanderung rein auf der Strecke. Es gibt keine Kopfrechenaufgaben zu lösen und keine Frage, was er auf den Tisch legen muss. Es ist eine binäre Entscheidung: All-in oder verlieren. Und in diesen Situationen scheint sich im amtierenden Champion etwas zu entfalten. "Ich muss, also werde ich". Selbst beim Sprint in Sepang war das Muss nicht der Sieg, sondern das Risiko einzugehen. Also tat er es. Dann zahlte es sich nicht aus. An einem anderen Samstag und an einem anderen Ort wird es vielleicht klappen. Mit einem anderen Tempo als die Rivalen um sie herum, vielleicht wird es klappen. Mit der Gratwanderung für den Fahrer, den er jetzt jagt und der eine direkte Sichtlinie auf die Trophäe hat, vielleicht kann es klappen.

Es gibt zwei übliche Verdächtige, die Martin und Bagnaia an diesem Wochenende im Auge behalten werden. In der violetten Ecke wird Martin hoffen, dass sowohl Enea Bastianini (Ducati Lenovo Team) als auch Marc Marquez (Gresini Racing MotoGP™) nicht in der Lage sind, dem Titelduo zu nah zu kommen. Eine Wiederholung von Malaysia. Bastianini verpasste den Sieg nur knapp und Marquez gab auch zu, dass er einfach nicht das Tempo hatte, um in den spannenden Kampf einzugreifen. Und dann stürzte der Fahrer mit der #93.

Dass Marquez und Bastianini sowohl im Sprint als auch im Grand Prix aus dem Rennen sind, ist für Martin das Traum-Szenario. Umgekehrt wäre das ein Albtraum für Bagnaia. "Ich brauche Enea", so lautete die Tatsache, die Pecco in der Pressekonferenz nach dem Rennen in Malaysia bestätigte. Nicht wegen der Teamorder, sondern einfach, um Martin Punkte abzunehmen. Die Nummer 1 könnte auch Marquez gebrauchen. Aber im Gegensatz zu Bastianini könnte eine schnelle #93 auch gegen Pecco arbeiten. Diese Dynamik zwischen den vier Top-Fahrern des Katalonien GP vom Mai wird am Freitagnachmittag und in der Qualifikation vor der Showtime faszinierend zu beobachten sein.

DER SHOWDOWN UM DEN FÜNFTEN PLATZ

Aber es könnte noch mehr Protagonisten geben. Pedro Acosta (Red Bull GASGAS Tech3) war in Barcelona auf dem Sprint-Podium und der Rookie wird sich nach einer Rückkehr auf das Podium sehnen, bevor das Jahr zu Ende ist. Außerdem gibt es zwischen dem Spanier und Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) einen guten Kampf zwischen den Herstellern um Platz 5. Es stehen 209 Punkte gegen 206 für Acosta, sodass der Südafrikaner, der seit Katar nicht mehr auf dem Podium stand, nach einem schwierigen Ende seines Malaysia GP wieder auf Podiumskurs kommen wollen wird.

Es gibt noch einen weiteren Fahrer, der auf dem fünften Platz landen könnte. Obwohl er aktuell eher ein Außenseiter ist, könnte Maverick Viñales am letzten Wochenende für Aprilia Racing das Jahr mit der Auszeichnung "Bester der Übrigen" abschließen, bevor er seine Loyalität den Maschinen widmet, die er an diesem Wochenende zu schlagen hofft. 20 Punkte trennen Acosta, Binder und Viñales, sodass dies ein sekundärer Kampf ist, den wir im Auge behalten sollten.

LOYALITÄT AUF DIE PROBE GESTELLT

An anderer Stelle wird Alex Marquez (Gresini Racing MotoGP™) versuchen, seinen starken Auftritt in Sepang mit einer soliden Fahrt zum Saisonende auf heimischem Boden zu untermauern. Sein GP23-Fahrerkollege Marco Bezzecchi (Pertamina Enduro VR46 Racing Team) war in Sepang nicht so erfolgreich und hofft, dass sein letztes Rennen unter dem Dach von VR46 und Ducati bessere Ergebnisse bringt. Wir werden sehen. Und wir wissen, dass der bewährte Ducati-Testfahrer Michele Pirro für die letzte Runde der Saison Fabio Di Giannantonio vertreten wird, was für den Rest der Fahrer gelegentlich zu etwas Stress in Q2 führen kann.

Auch Franco Morbidelli ist eine ernsthafte Bedrohung. Prima Pramac Racing könnte den Italiener um Hilfe bitten, falls Martin diese benötigt, aber kann Morbidelli – der vor seinem Sturz in Sepang auf Platz 4 lag – sich in die Rechnung einbringen? Und wo werden die Mitglieder der VR46 Academy ihre Loyalität sehen, wenn diese Situation eintritt? Ein weiteres Element, das man im Auge behalten sollte ...

CHAPEAU!

"Irgendwie vorne bleiben" war das Motto des Monster Energy Yamaha MotoGP™ Rennens in Malaysia. Fabio Quartararos fünfter Platz im Sprint und sechster Platz am Sonntag waren beide Saisonbestleistungen und nicht dem Zufall zu verdanken. Tatsächlich spielte ihnen das Pech – als der Franzose in den frühen Sturz verwickelt wurde – auch einen Streich. Alex Rins erzielte mit einem achten Platz ebenfalls sein bestes Rennergebnis des Jahres. Kann das Iwata-Werk beim Finale also an diese Leistung anknüpfen? Auf dieser Strecke haben sie schon viel Speed und Erfolg erlebt.

DAS RESTLICHE FELD...

Ein Fahrer, der eine Wiederholung seiner Leistung von früher in diesem Jahr anstrebt, ist der Spanier Aleix Espargaro, der auf der anderen Seite der Boxengasse zu Viñales sitzt. Der Sprintkönig des Katalonien GP steht vor seinem letzten Rennen als Vollzeit-MotoGP™-Fahrer, und obwohl es in den letzten Wochen schwer war, nennenswerte Ergebnisse zu erzielen, liebt Espargaro den Circuit de Barcelona-Catalunya. Und wie wir wissen, wird Espargaro, wenn er dazu in der Lage ist, seinem engen Freund Martin zur Seite stehen, wo immer es möglich ist...

Der Katalonien-Grand-Prix war das herausragende Wochenende von Raul Fernandez (Trackhouse Racing MotoGP™) im Jahr 2024. Die Führung im Sprint und ein sechster Platz wären für den Spanier auf einer Strecke, die traditionell gut zur RS-GP passt, nach einer schwierigen Phase in letzter Zeit wieder ein Erfolgserlebnis. Fernandez und Trackhouse werden auch Miguel Oliveira wieder willkommen heißen, nachdem der portugiesische Star die letzten fünf Runden verletzungsbedingt verpasst hat. Kann die #88 seine letzte Zeit auf der Aprilia genießen, bevor ein neues Abenteuer auf ihn wartet?

Jack Miller (Red Bull KTM Factory Racing) wird an seinem Abschiedswochenende mit KTM seinen Sturz beim GP von Malaysia hinter sich lassen wollen, während Augusto Fernandez (Red Bull GASGAS Tech3), der Stallgefährte des Australiers bei der Pierer Mobility Group, ein weiteres positives Wochenende anstrebt, bevor ein neues Abenteuer auf den Moto2™-Weltmeister von 2022 wartet.

Im HRC-Lager hielt Johann Zarco (CASTROL Honda LCR) in Malaysia die Fackel hoch, als der Franzose erneut beeindruckte, aber P11 ist nicht das, wofür er – und Honda – Rennen fahren. Können er und die Repsol-Hondas von Joan Mir und Luca Marini Verbesserungen herausholen? Das haben sie während der gesamten Saison kontinuierlich getan. Und wie wird es Takaaki Nakagami (IDEMITSU Honda LCR) ergehen, wenn der japanische Star sich aus dem Vollzeit-MotoGP™-Rennsport verabschiedet? Es wird auch für ihn ein Abschiedslied sein, und wahrscheinlich ein emotionales.

Für viele ist es das Ende einer Ära. Für andere ist es die Chance, sich mit einem Höhepunkt zu verabschieden und sich einer neuen Herausforderung zu stellen – mit dem Test am Dienstag, bei dem es so viele Veränderungen gibt. Für die Meisterschaft 2024 ist es ein letztes Wochenende, das über den Titel und vielleicht auch über den Nummer-1-Aufkleber entscheidet. Denn Martin ist ein weiterer Fahrer, der sich neuen Ufern zuwendet.

Vorher geht es um 24 Punkte, zwei Fahrer ... und 37 auf dem Spiel. Schaltet ein, wenn der aufregendste Sport der Welt #RacingForValencia einläutet und eine letzte Show der Saison hinlegt. Ihr werdet es nicht bereuen.

SHOWTIME
Samstag
Tissot Sprint: 15:00 Uhr (UTC +1)
Sonntag
Grand Prix: 14:00 Uhr (UTC +1)