Nach dem Drama in Deutschland vor einer Woche braucht dieses Wochenende keine große Einführung: Wir sind wieder in Brünn. Die berühmte tschechische Rennstrecke ist zum ersten Mal seit 2020 wieder dabei und hat in ihrer Zeit als Austragungsort des Grand Prix von Tschechien schon viele Premieren erlebt. Vielleicht gibt's dieses Wochenende noch mehr davon? Marc Márquez (Ducati Lenovo Team) führt das Feld an und wird garantiert als Spitzenreiter in die Sommerpause gehen, aber kann der amtierende Champion Jorge Martín (Aprilia Racing) bei seinem Comeback für Aufsehen sorgen?
DIE RÜCKKEHR
Martin hatte eine lange Pechsträhne und musste einen schwierigen Weg zurücklegen, bis er wieder vollständig genesen war, sodass sein Comeback nun mit noch größerer Spannung erwartet wird. Die Nummer 1 war in Barcelona auf einer Straßenmaschine unterwegs und hat letzte Woche in Misano auf der RS-GP25 getestet. Alles deutet darauf hin, dass er startklar ist. Seit dem ersten Zwischenfall, der sein Renndebüt mit Aprilia noch in der Testphase zum Scheitern brachte, stand die Maschine auf dem Podium und gewann einen Grand Prix – es wird also in jeder Hinsicht spannend zu sehen, wo der amtierende Champion bei seiner Rückkehr steht.
DIE TOP 3 STEHT FEST: #93 an der Spitze
Marc Marquez ist 2020 hier nicht gefahren, aber 2019 war er perfekt und fuhr mit Slick-Reifen auf nasser Strecke eine legendäre Qualifikationsrunde, um sich die Pole zu sichern, bevor er am Sonntag davonziehen konnte. Er kommt von seiner stärksten Strecke im Kalender auf eine Strecke mit viel mehr Variablen – aber jetzt will er zum ersten Mal seit sechs Jahren fünf Siege in Folge holen. Alex Marquez (BK8 Gresini Racing MotoGP) fuhr trotz einer Verletzung einen fantastischen zweiten Platz auf dem Sachsenring ein und kommt als Gesamtzweiter nach Brünn, wo er auch über den Sommer sicher bleiben wird.
Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) stand in Deutschland wieder auf dem Podium, nachdem er ein schwieriges Qualifying im Regen und einen harten Sprint gerettet hatte, indem er sich nach vorne kämpfte und dann Alex Marquez einholte. Aber er will mehr, denn er will wieder in den Angriffsmodus zurückkehren.
AUFSTREBENDE FAHRER: Di Giannantonio und Bezzecchi führen die Verfolgergruppe an
Fabio Di Giannantonio (Pertamina Enduro VR46 Racing Team) überholte seinen Teamkollegen Franco Morbidelli auf dem Sachsenring, weil der mit der Nummer 21 am Samstag gestürzt war, stürzte dann aber selbst am Sonntag. Jetzt auf Platz 4 kehrt Diggia auch auf eine Strecke zurück, auf der er sich wohlfühlt. Nach seinem ersten Sieg in der Moto3 im Jahr 2018 folgte ein Jahr später sein erstes Moto2-Podium, sodass man davon ausgehen kann, dass er in der 12. Runde um die Spitzenplätze mitkämpfen wird. Der Fahrer in Topform ist Marco Bezzecchi (Aprilia Racing), der aber vor einer Woche ebenfalls gestürzt ist. P2 in Assen am Sonntag und langjähriger Sprint-Spitzenreiter auf dem Sachsenring – werden "Bez" und Aprilia in Brünn glänzen? Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP), Qualifying-Spezialist und stets stark auf schnellen, flüssigen Strecken, will ebenfalls seinen Sprint-Podiumsplatz aus Deutschland und P4 am Sonntag wiederholen und das Tempo der Yamaha über eine Runde in einen dauerhaften Podiumsplatz ummünzen.
Diese Fahrer wollen bei unserer Rückkehr nach Tschechien glänzen
Zwischen Bezzecchi und Quartararo in den Top Ten war Johann Zarco (CASTROL Honda LCR) am Sachsenring mit einer Front Row und Sprintpunkten wieder in Form, stürzte dann aber am Sonntag. Die Nummer 5 ist einer der erfahrensten Fahrer in Brünn und hat 2020 eine MotoGP-Pole und einen Podiumsplatz vorzuweisen.
Pedro Acosta (Red Bull KTM Factory Racing) und sein Landsmann Fermin Aldeguer (BK8 Gresini Racing MotoGP) setzen ihren Kampf fort und liegen in der Gesamtwertung auf den Plätzen 8 und 9, obwohl keiner von beiden jemals zuvor in Brünn war.
Brad Binder von Red Bull KTM Factory Racing hat dagegen super Erinnerungen an diesen Ort. Er hat dort 2020 – in seiner Rookie-Saison – einen sensationellen ersten Sieg eingefahren, der auch der erste MotoGP-Sieg für KTM war. Dieses Jahr läuft es für ihn bisher nicht so gut, aber er sieht Brünn und seine Erfahrungen dort als Chance.
GROSSE ERGEBNISSE VORAUS: Gibt's noch mehr Überraschungen in den Top Ten?
Jack Miller (Prima Pramac Yamaha MotoGP) hat sich mit einem starken Qualifying zurück an die Spitze gekämpft. Er hat in Brünn schon 2019 einen MotoGP-Podiumsplatz geholt und will an seinen Erfolg beim GP von Deutschland anknüpfen.
Raul Fernandez (Trackhouse MotoGP Team) fuhr in Deutschland zum vierten Mal in Folge in die Top Ten und liegt nun in der Gesamtwertung vor seinem Teamkollegen Ai Ogura, während Luca Marini (Honda HRC Castrol) beim letzten Rennen sein bestes Ergebnis mit Honda erzielte. In Brünn holte er 2018 in der Moto2 seine erste Poleposition. Alex Rins (Monster Energy Yamaha MotoGP) und Miguel Oliveira (Prima Pramac Yamaha MotoGP) wollen beide das Gefühl mit ihren jeweiligen Yamahas verbessern und weiter nach vorne kommen.
AN DER SEITE ODER VORNE DRAN: Lagebericht vor dem Rennen in Brünn
Das Wochenende auf dem Sachsenring war hart für Red Bull KTM Tech3. Enea Bastianini schaffte es nach seiner Blinddarmentzündung nicht einmal nach Deutschland, wird aber nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus voraussichtlich in Brünn wieder dabei sein und will sich dort wieder in Form bringen, während sein Teamkollege Maverick Viñales nach einem Sturz im Q2 am vergangenen Wochenende mit einer kleinen Schulterfraktur ausfällt und durch KTM-Testfahrer Pol Espargaro ersetzt wird. Morbidelli muss nach seinem Sturz im Sprint am Samstag ebenfalls passen und steht auf der Liste der Ausfälle. Ob er in Brünn dabei sein kann, wird noch bestätigt. Somkiat Chantra (IDEMITSU LCR Honda) erholt sich weiter von seiner Knieoperation und wird durch Takaaki Nakagami ersetzt.
Wir sind also zurück in Brünn, wo es schon einige besondere erste Siege gab – man denke nur an Valentino Rossis Durchbruch 1996 oder Binders sensationeller Rookie-Sieg – sowie intensive Showdowns in der letzten Runde: Wer könnte Dani Pedrosa vergessen, der 2012 Jorge Lorenzo ausmanövrierte? Auch Marc Márquez' herausragende Pole-Runde 2019 hat ihren Platz in der Ruhmeshalle von Brünn. Und schließlich war es zwar eine Strafe, aber auch eine beeindruckende Leistung von Zarco, als der Franzose 2020 die erste Long Lap überhaupt fuhr. Es ist eine atemberaubende Strecke und wir sind bereit, in Brünn wieder in Aktion zu treten. Seid dieses Wochenende beim Tissot GP von Tschechien dabei!