Zuerst wurden uns nach und nach die neuen Designs und Lackierungen vorgestellt, dann verfolgten wir, wie die Klassen von 2021 zum Testen aufbrachen. Jetzt aber ist es endlich soweit, dass in der Flutlichtoase des Losail International Circuit, eine weitere Saison mit atemberaubenden Wettkämpfen zu eröffnen. In dieser Ära der MotoGP™ ist selten etwas vorhersehbar, aber es gibt mindestens eine Gewissheit, auf die sich alle einigen können: Wir sind definitiv bereit, Rennen zu fahren. Bist Du es auch?
In dieser Saison überschlugen sich die Schlagzeilen noch bevor überhaupt die erste Runde absolviert wurde. Ein neuer amtierender Champion beginnt das Jahr auf dem Thron, Joan Mir (Team Suzuki Ecstar), aber die MotoGP™-Welt wartet mit angehaltenem Atem darauf herauszufinden, wann der achtmalige Weltmeister Marc Marquez (Repsol Honda Team) zurückkehren wird. Soviel wissen wir aber schon: Er wird nicht in Qatar fahren. Fahrer- und Team-Wechsel sorgen indes für viele Neuerungen, aber neben der vielen neuen Farben, sitzen auch zahlreiche neue Gesichter in den Startlöchern und sind hungrig darauf, endlich richtig loslegen zu dürfen.. Das Wettbewerbsniveau ist aber schon jetzt, nach den offiziellen Testfahren, schier unglaublich: Hundertstel, gar Tausendstel werden darüber entscheiden, wer in der MotoGP™ triumphieren wird.
Und so kommen wir in Runde 1 an. In Doha finden die ersten beiden Grand Prix der Saison statt, nachdem Losail seine Türen bereits für alle offiziellen Wintertesttage geöffnet hat. Jack Miller (Ducati Lenovo Team) trägt nach den Testtagen wohl die größte Zielscheibe auf dem Rücken, flankiert von einer Flotte von Yamahas, nachdem der Australier und sein Teamkollege, Francesco Bagnaia, die Top 5 rund um die Yamaha für sich vererinnahmten. Im Rennen wird aber mehr als eine schnelle Rundenzeit nötig sein. Können die Ducati-Werkspiloten dem auch Stand halten?
Miller wird auf jeden Fall einer sein, auf den man blicken sollte, wenn die Lichter ausgehen, ebenso wie Bagnaia. Beide sind in dieser Saison Werkspiloten und der Druck ist sicherlich größer, so aber auch die Leistungen, die wir bisher gesehen haben. Losail scheint den Borgo Panigale-Maschinen in letzter Zeit sehr gut zu liegen, denn auch Johann Zarco stellte seine Ducati-Power beim Test unter Beweis, als der Franzose auf seiner Pramac Racing Ducati die Höchstgeschwindigkeitsrekordmarke zum Wackeln brachte...
Die Zeiten beim Testen ließen allerdings wenig Spielraum, um einen Favoriten vor dem Saisonstart zu bestimmen. Drei Yamahas beendeten den Test innerhalb von weniger als eineinhalb Zehnteln zu Miller an der Spitze. Diese besagten drei Yamahas wurden von Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha MotoGP), Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) und dem letztjährigen Vizeweltmeister, Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) pilotiert. Viñales und Morbidelli beginnen das Jahr in der selben Garage wie 2020. Quartararo wechselte indes zum Yamaha-Werkskader, scheint aber sofort seinen Stand gefunden zu haben. Auch der neunfache Weltmeister Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) bewegte sich beim Testen in der Nähe der Top Ten und war nach den fünf Tagen auf der Strecke voller Begeisterung.
Gleich hinter ihnen, als Sechster im Test, trat Aprilia in den Vordergrund. Aleix Espargaro (Aprilia Racing Team Gresini) hat das fast brandneue Motorrad der Noale-Fabrik jedes Mal, wenn er auf die Strecke ging, genau dahin gebracht, wo die steigenden Erwartungen lagen, nachdem er ein immer höheres Tempo offenbarte. Was kann die Nummer 41 ausrichten, wenn die Lichter am Sonntag ausgehen? Mit seinem verletzungsgeprägten Teamkollegen und Rookie, Lorenzo Savadori, ist Espargaro ganz klar der Mann im Rampenlicht, denn wir haben gesehen, dass die Aprilia von 2021 einiges auf Lager hat.
Dann ist da aber auch noch Suzuki. Auf dem siebten und achten Platz beendeten der amtierende Champion Joan Mir und dessen Teamkollege, Alex Rins, den Qatar-Test. Das Feedback war positiv, obwohl von ihrer Schnelligkeit und Konsequenz aus dem Jahr 2020 noch nicht so viel zu erkennen war. Aber sind wir mal ehrlich, was hat das schon zu heißen? Die Achillesferse des Hamamatsu-Werks - falls es so etwas nach einer Saison mit so viel Erfolg gibt - ist das Qualifying am Samstag.
Eine essentielle Frage hat sich nun vor dem ersten Rennwochenende bereits geklärt, denn seit Montag steht fest, dass Marc Marquez nicht an den ersten beiden Rennen der Saison teilnehmen wird. Nachdem er in Jerez im letzten Jahr auf Grund einer komplizierten Verletzung pausieren musste, begann erst vor kurzen sein langer Weg der Genesung . Aber die Zeichen sehen gut aus, dass er wohl ab Portimão seinen Platz in der Startaufstellung einnehmen wird.
Auf der anderen Seite der Repsol Honda Garage gibt es jedoch auch viel zu erzählen. Pol Espargaro schloss sich dem erfolgsverwöhnten Kader an und begann nach einer beeindruckenden Entwicklung in den letzten beiden Saisons das Jahr 2021 mit einer ebenso beeindruckend schnellen Anpassung an die Honda. Der Spanier wurde im Test insgesamt Zehnter, zeigte sich aber hin und wieder unter den Top-Positionen. Jede Session verhalf ihm zu mehr Erfahrung mit seinem neuen Motorrad und Team. Wir erwarten einen vielversprechneden Saisonauftakt von dem motivierten Spanier.
Takaaki Nakagami von LCR Honda Idemitsu hofft, nach einem etwas durchwachsenem Test ebenfalls vorwärts zu kommen, da sowohl er als auch der neue Teamkollege Alex Marquez (LCR Honda Castrol) einige Stürze erlitten haben - letzterer verletzte sich am Fuß, wird aber bereit sein, am ersten Rennen teilzunehmen. Beide kämpften letztes Jahr um Podestplätze und Alex Marquez war einer der erfolgreichsten Rookies - sie werden also alles daran setzen, dahin zurückkehren, wo sie in der letzten Saison aufgehört haben.
Dies gilt auch für KTM. Das österreichische Werk hat sich 2020 gleich mehrfach in den Geschichtsbüchers verewigt - Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) gewann das erste MotoGP™ -Rennen für das Werk, als auch für sich und das als Rookie! Sein neuer Teamkollege Miguel Oliveira fügte zwei weitere MotoGP™ -Siege für KTM hinzu und wurde der erste portugiesische Gewinner in der Königsklasse. Oliveira, jetzt neben Binder im Red Bull KTM Factory Racing Team, war die schnellste österreichische Maschine im Test, landeten aber beide etwas abgeschlagen auf P16 und P17. Sie werden mehr wollen, sobald die Action in Qatar wieder beginnt. Sie wollen KTM's unglaublichen Erfolg fortsetzen, aber wir haben es bereits gesagt, ein Test ist eben nur ein Test.
Spannend wird auch, zu sehen, wie die Moto2 ™ -Absolventen ihre ersten Rennen in der Königsklasse bewältigen. Savadori ist ein Rookie, hat aber inzwischen einiges an Erfahrung gesammelt, während andere Rookies, die aus der Zwischenklasse aufgestiegen sind, beim Qatar-Test zum ersten Mal auf einer MotoGP™ Maschie saßen. Der schnellste der drei war Jorge Martin (Pramac Racing) auf dem 14. Platz, aber es war unglaublich knapp, da der amtierende Moto2™ -Weltmeister Enea Bastianini (Avintia Esponsorama) nur 0,022s weiter hinten lag. Luca Marini (Sky VR46 Avintia) war etwas rückständiger, nutzte aber auch jede Sitzung, als weitere Chance, sich zu verbessern.
Die Bühne ist bereitet, die Flutlichter sind vorbereitet und die Fahrer sind Startklar für eine weitere Achterbahn-Saison mit unglaublichen Rennen, beginnend mit dem Barwa Grand Prix von Qatar. Verpasse nicht, wenn das Licht für das erste MotoGP™ -Rennen von 2021 um 20:00 Uhr (GMT +3) ausgeht. Bist Du bereit für eine weitere Saison voller Drama?