Die Schlagzeilen überschlugen sich im MotorLand Aragon, doch das Fahrerlager packte eifrig zusammen und machte sich auf den Weg gen Osten zum Motul Grand Prix von Japan, wo drei Fahrer nur durch 17 Punkte getrennt sind und bei denen alles auf dem Spiel steht. Seit 2019 konnte die MotoGP™ nicht mehr an diesem Ort fahren, was in gewisser Weise wie eine andere Ära erscheint. Blickt man drei Jahre zurück, kommt einen direkt das glücklose Duo aus Aragon in Erinnerung: Marc Marquez (Repsol Honda Team) gegen Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP™).
Quartararo hat jetzt nur noch zehn Punkte Vorsprung an die Tabellenspitze, aber das war nicht seine Schuld und er wird mehr denn je darauf brennen, diesen Vorsprung wieder auszubauen. Er reist auch mit dem Wissen an, dass seine letzte Leistung in Motegi gegen Marquez eine derjenigen war, die seinen wachsenden Legendenstatus zementiert hat. Wird diese Erfahrung also zählen? Da das Wochenende diesmal erst am Freitagnachmittag beginnt, wird er hoffen, dass sie ihm dabei hilft, einen guten Start hinzulegen - ebenso wie Yamaha, die zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder auf heimischem Boden antreten.
Auch sonst gibt es bei der Iwata-Marke noch viel zu besprechen. Cal Crutchlow (WithU Yamaha RNF MotoGP™) war der erste Yamaha-Pilot, der nach dem Pech von Quartararo ins Ziel kam, und der Brite hat damit bereits Konstrukteurspunkte beigesteuert - keine leichte Aufgabe, denn bis Sonntag war 'El Diablo' der bisher einzige Punktesammler für Yamaha in dieser Saison! Crutchlow hat auch viel Erfahrung auf diesem Kurs. Für Franco Morbidelli (Monster Energy Yamaha MotoGP™) muss dringend zu seiner Form zurückfinden, mit der er einst Rennen gewonnen hat.
Nachdem sich der Staub im MotorLand gelegt hatte, gab es nur noch mehr Fragen zu Marquez, denn die Nummer 93 schaffte es wegen gelber Flaggen nicht aus dem Q1 und dank seines Pechs kam er auch im Rennen nicht weit. Wo wäre er ins Ziel gekommen, hätte es die Zwischenfälle nicht gegegeben? Der Repsol-Honda-Pilot hat noch ein paar offene Karten, und das Heimrennen des Werks ist ein interessanter Ort, um sie auszuspielen. Als echter Veteran kennt Marquez die Strecke besser als jeder andere in der Startaufstellung - was können wir also erwarten? Und kann Pol Espargaro auf der anderen Seite der Garage vorankommen?
Für Alex Marquez (LCR Honda Castrol) war Motegi schon immer eine gute Strecke, denn die Nummer 73 hat in den kleineren Klassen schon mehrfach gewonnen. Aber er fährt sie auch zum ersten Mal in der MotoGP™, wie viele andere in der Startaufstellung auch, es wird also interessant. Auch für Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) steht viel auf dem Spiel, da er nach seinem Sturz zu Beginn des Rennens in Aragon an der Hand verletzt hat und sich vor dem Start in sein HeimGP erst noch einer medizinischen Untersuchung unterziehen muss, aber er hat auch schon einige Erfahrung in Motegi gesammelt. Was kann er auf heimischem Terrain erreichen? Auch für Tetsuta Nagashima wird es ein Heimspiel geben, da er mit HRC eine Wildcard erhält. Takuya Tsuda wird Joan Mir im Team Suzuki Ecstar ersetzen, das vor einem bittersüßen letzten Wochenende auf heimischem Boden steht, und Alex Rins möchte ein weiteres Podium einfahren.
Derweil marschiert Ducati weiter gen Olymp. Nach dem Duell in Misano lieferten sich Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) und Enea Bastianini (Gresini Racing MotoGP™) im MotorLand ein weiteres spektakuläres Finish, diesmal mit Bastianini an der Spitze. Aber Motegi könnte eine andere Geschichte sein, da die 'Bestie' zum ersten Mal in der MotoGP™ auf dieser Strecke fährt und Bagnaia nur einen Einsatz in der Königsklasse auf diesem Kurs hatte. Das gilt auch für Quartararo, aber die beiden hatten sehr unterschiedliche Rennen. Wie wird dieser Zehn-Punkte-Abstand am Sonntag nach dem Rennen aussehen?
Auch an anderer Stelle im Werk in Borgo Panigale gibt es reichlich Gesprächsstoff. Jack Miller (Ducati Lenovo Team) hat solide Motegi-Erfahrung, Johann Zarco (Prima Pramac Racing) ebenfalls, allerdings nicht mit Ducati. Jorge Martin (Prima Pramac Racing) wird die Strecke zum ersten Mal in der Königsklasse in Angriff nehmen, ebenso wie Luca Marini (Mooney VR46 Racing Team). Da sich seit 2019 so viel verändert hat, wird das eine Art Reset sein? Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Racing Team) wird das hoffen, denn auch er will sich wieder nach vorne orientieren, obwohl der Rookie uns auch so weiterhin beeindruckt.
Dieser Satz gilt für Aprilia Racing und Aleix Espargaro jedoch noch mehr. Nachdem er längere Zeit nicht auf dem Podium stand und zusehen musste, wie der Rückstand immer größer wurde, kehrte er im MotorLand auf das Podium zurück - und das nach einem Wochenende mit Höhen und Tiefen. Das scheint eine Absichtserklärung der Nummer 41 zu sein, denn am Renntag zauberte er alles aus dem Hut, wenn es nötig war, und ist wieder bis auf 17 Punkte an die Führenden herangerückt. Wird die geringere Erfahrung der anderen Fahrer in der Startaufstellung auch ihnen in die Hände spielen? Die RS-GP ist ein neueres Motorrad, und in Motegi brauchen alle noch Daten über die Maschinen, mit denen sie zurückkehren. Das hofft auch Maverick Viñales (Aprilia Racing), der mit der Startnummer 12 zwar einen Zwischenfall zu Beginn des Rennens in Aragon vermeiden konnte, in Japan aber auf jeden Fall mehr erreichen will, nachdem seine Podiums-Pace zuletzt etwas nachgelassen hat.
Auch KTM wird interessant zu beobachten sein. Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) zeigte in Aragon eine tolle Leistung und wurde Vierter, und er hielt den dritten Platz über weite Strecken des Rennens. Das ist ihr bestes Ergebnis seit dem Sieg seines Teamkollegen Miguel Oliveira in Indonesien, und sie werden es wiederholen wollen. Oliveira ist in Motegi bereits in der Königsklasse gefahren, Binder noch nicht, aber es könnte sich wieder eine Chance ergeben, da die Strecke zum ersten Mal seit 2019 wieder befahren wird und die Karten neu gemischt werden. Kann das Mattighofener Werk wieder um das Podium kämpfen?
Quartararo, Bagnaia und Aleix Espargaro sind nur noch durch 17 Punkte getrennt, Marquez bleibt eine unbekannte Größe und für Yamaha, Honda und Suzuki geht es auf heimischem Terrain um die Ehre. Es steht viel auf dem Spiel beim Motul Grand Prix von Japan, also stellt sicher, dass Ihr keine Sekunde verpasst, wenn wir am Sonntag um 15:00 Uhr (GMT +9) Ortszeit ins Rennen gehen!