Bagnaia regiert, Quartararo holt auf - die Story von Tag 2

Pecco, Zarco, Quartararo, Marini – die Liste der Rundenzeit-Helden geht weiter, während die Vorsaison in Portimao ein hektisches Ende findet

Der letzte Testtag der Vorsaison 2023 ist mit einem neuen Rundenrekord auf dem Autodromo Internacional do Algarve zu Ende gegangen. Der amtierende Champion Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo Team) hat seinen alten Rundenrekord mit einer atemberaubenden 1:37,968 min unterboten. Aber er war nicht der Einzige, der den bisherigen Rekord von 1:38,725 min gebrochen hat. Unglaubliche zwölf Fahrer beendeten die Vorsaison 2023 mit einer schnelleren Runde als dieser.

Der Erste, der Bagnaia auf den Fersen war, war Johann Zarco (Prima Pramac Racing), der am Sonntag einen Zeitangriff startete. Zwar erreicht der Franzose nicht die 1:37er-Marke, dennoch machte er einen großen Schritt nach vorne. Nur 0,038 Sekunden hinter ihm kam ein weiterer Fahrer, der am letzten Tag der Vorsaison einen Sprung nach vorne gemacht hat: Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP™) wurde Dritter und sah am Ende des Tages deutlich glücklicher aus als 24 Stunden zuvor.

DUCATI, PRAMAC, VR46 & GRESINI:

Bagnaia brach seinen eigenen All-Time-Lap-Record und legte dann eine MotoGP™-Sprint-Simulation hin, die in der Boxengasse für Aufsehen sorgte, da die meisten Runden unter der alten Bestzeit lagen.

Francesco Bagnaia, Ducati Lenovo Team, Portimao MotoGP™ Official Test

Bastianini schlug spät zu und konnte sich im Vergleich zu seinem glanzlosen Auftritt auf den Zeitenlisten am Samstag deutlich verbessern, nachdem er zuvor keine wirklich schnelle Runde gefahren war. Er beendete den Test als Sechster, wird seinen Teamkollegen aber mit Sicherheit weiter einholen wollen, sobald der Portugal GP beginnt. Bei Ducati gab es wenig Neues zu sehen, da sich der Fokus anscheinend darauf verlagert hatte, das Getestete zu optimieren. Lediglich ein kleiner neuer Hebel wurde gesichtet und gab Anlass zur Neugier.

Zarco war der engste Verfolger des amtierenden Champions Bagnaia, der später am Tag seinen Landsmann Quartararo vom zweiten Platz verdrängte. Zarco scheint eine gute Pace für die Longruns gefunden zu haben und sagte, dass er wieder an seinem eigenen Setup feile, anstatt Tests für das Werk zu absolvieren. Teamkollege Jorge Martin sah ebenfalls gut aus und beendete den Test auf Platz 8, nachdem er wie am Samstag auch wieder mit der ground-effect-Verkleidung gefahren war.

Beim Mooney VR46 Racing Team endeten die Testfahrten für Luca Marini mit einem kleinen Wermutstropfen, nachdem der schnellste Fahrer in Valencia und Sepang zwei technische Probleme hatte, die seinen letzten Tag unterbrachen und ihn bis zu einem letzten Versuch am Ende ganz hinten in der Zeitenliste zurückließen. Dennoch gelang es ihm, den Sonntag auf Platz 4 zu beenden - knapp vor seinem jüngeren Teamkollegen Marco Bezzecchi. Die beiden scheinen mehr als bereit zu sein, den Kampf um die Podestplätze aufzunehmen.

Bei Gresini Racing MotoGP™ teilte sich der finale Testtag in zwei Hälften. Fabio Di Giannantonio wurde nach seinem Sturz am Samstag aus dem Rennen genommen. Er blieb zwar unverletzt, wurde aber für untauglich erklärt, um ihm vor dem ersten Rennwochenende Zeit zur Erholung zu geben. Alex Márquez lag die meiste Zeit des Tages auf dem vierten Platz, bevor ein später Angriff einiger seiner Ducati-Kollegen den zweifachen Weltmeister auf einen immer noch sehr interessanten siebten Platz zurückwarf - direkt hinter Bastianini. Er erlitt zwei Stürze, die aber alle glimpflich ausgingen, und sah das sogar als positiv an, da er das Limit seiner neuen Ducati austestete.

Alex Marquez, Gresini Racing MotoGP, Portimao MotoGP™ Official Test

YAMAHA:

Der Portimao-Test sah für Monster Energy Yamaha MotoGP™ am ersten Tag und in den Morgenstunden des zweiten Tages besorgniserregend aus. Die Probleme mit den weichen Reifen behinderten sowohl Fabio Quartararo als auch Franco Morbidelli, aber nach etwa drei Stunden stürmte Quartararo auf Platz 2 der Zeitenliste - nur 0,148 Sekunden vom neuen Rundenrekord von Bagnaia entfernt.

Beide Fahrer spielten am letzten Tag weiter mit verschiedenen Aerodynamikpaketen, wobei Morbidellis Frontpartie am auffälligsten war. Der Italiener arbeitete an einem ähnlichen Upgrade, wie wir es am Samstag zum ersten Mal gesehen haben, allerdings mit dem oberen Flügelsatz, einem doppelten Sidepod-Design und den downwash-ducts am unteren Ende.

Was Quartararo gegen Ende des Tages zeigte, war äußerst interessant. Am Heck der YZR-M1 von El Diablo wurde ein Heckflügel montiert, aber diese spezielle Version war etwas noch nie Dagewesenes, denn es handelte sich um ein viel größeres, auf dem Kopf stehendes dreieckiges Design.

Wie Du sehen kannst, war es ein arbeitsreicher Tag im Yamaha-Lager. Viel beschäftigter, als sie es sich gewünscht hätten. Entscheidend ist jedoch, dass Quartararo einen großen Schritt gemacht hat und sich viel wohler fühlt als in Sepang und am ersten Tag. Die Rückkehr zu einigen alten Einstellungen erlaubte es dem Franzosen, entscheidende Fortschritte zu machen, was für Yamaha eine große Erleichterung sein wird. Die gleiche Erleichterung wird bei Morbidelli in der Box nicht zu spüren sein, denn der Italiener belegte nach 89 Runden nur Platz 19.

KTM & GASGAS TECH3:

Bei Red Bull KTM Factory Racing ging es beim Test eher darum, das Vorhandene zu analysieren, als eine Menge neuer Teile einzubauen. Ein Hauptaugenmerk lag weiterhin auf dem Motor. Das war bei allen Maschinen zu hören - sowohl bei KTM als auch bei GASGAS. Brad Binder war der führende RC16-Pilot auf der Zeitenliste. Der Südafrikaner beendete den Test auf Platz 9 und blieb damit ein gutes Stück unter dem alten Rundenrekord, noch vor den drei führenden Aprilias.

Red Bull KTM Factory Racing Teammanager Francesco Guidotti sagte, dass Tag 1 härter war und der Sonntagmorgen eine Herausforderung blieb, aber am Ende des Sonntages sahen sie langsam Licht am Ende des Tunnels. Das Hauptproblem? „Es fehlen ein paar Zehntel" an Grip und man arbeitet an mechanischen Lösungen sowie an der Elektronik, um einen Schritt nach vorne zu machen.

Bei GASGAS Factory Racing Tech 3 hatte Pol Espargaró nur 0,065 Sekunden Rückstand auf den vor ihm fahrenden Miller. Die Abstände im Feld sind nach wie vor winzig und Rookie Augusto Fernandez ist einer derjenigen, die etwas weiter hinten liegen.

APRILIA & RNF:

Aprilia-Racing-Speerspitze Aleix Espargaró gab zu, dass er am ersten Tag des Portimao-Tests mit Armpump zu kämpfen hatte. Diese Probleme hielten auch am Sonntag an. 52 Runden - die wenigsten von allen - absolvierte der Spanier, der seinen Arm vor der ersten Runde der Saison in Barcelona untersuchen lassen wird - man darf gespannt sein, obwohl die #41 sagte, dass es keine Katastrophe geben wird. Was die Pace angeht, wird Espargaró zufrieden sein, denn er beendet den Test als bester Aprilia-Pilot auf Platz 10, aber seine Armprobleme haben die Vorbereitungen nicht gerade erleichtert. Trotz einer insgesamt sehr soliden Vorsaison ist das ein Grund zur Besorgnis.

Auf der anderen Seite der Werksbox beendet Maverick Viñales den Vorsaisontest mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, obwohl er ein technisches Problem an einem seiner Motorräder hatte. Platz 12 sagt definitiv nicht alles über seinen Test aus. Die Schwingungen, die von Top Gun ausgehen, sind durchweg positiv, nachdem er am letzten Tag weitere 82 Runden gedreht hat. Alles deutet darauf hin, dass er und Aprilia das Jahr 2023 in guter Form beginnen werden.

Gute Form ist eine Möglichkeit, die Leistung der beiden Aprilia-Neulinge zu beschreiben: Miguel Oliveira und RNF MotoGP™ Teamkollege Raul Fernandez. Beide Fahrer waren in Portimao konstant an der Spitze der Zeitenliste, aber Stürze am Nachmittag - Oliveira in Kurve 3, Fernandez in Kurve 1 - setzten ihren Tagen einen kleinen Dämpfer auf. Auch bei Espargaró und Viñales spiegeln die Positionen in den Zeitenlisten nicht unbedingt die Geschichte ihrer Vorsaison wider.

Miguel Oliveira, Cryptodata RNF MotoGP Team, Portimao MotoGP™ Official Test

HONDA & LCR:

"Es ist an der Zeit, mit dem zu arbeiten, was wir haben", sagte Marc Márquez (Repsol Honda Team) nach Tag 1. Der achtfache Weltmeister gab zu, dass er und Honda nach den großen Tests am Nachmittag ein wenig vom Weg abgekommen war. Es ist keine Überraschung, dass wir nicht viele neue Teile an den RC213Vs sahen, aber wir sahen, dass Márquez mit Hondas aktualisiertem Lufteinlass- und Aero-Paket-Setup weiterfuhr.

Márquez bestätigte, dass sein letzter Tag auf der Strecke der beste war, den er in der gesamten Vorsaison erlebt hatte. Eine Sprint-Simulation deutete darauf hin, dass Honda noch nicht ganz da ist, wo sie sein wollen, aber es ist auch keine Katastrophe. Márquez bestätigte auch, dass er und sein Teamkollege Joan Mir an einem Strang ziehen, es gab also vielversprechende Signale aus dem HRC-Lager vor der ersten Runde.

Alex Rins (LCR Honda Castrol) erhielt am letzten Tag das 2021 Honda Aero-Paket und die ground-effect-Verkleidung zum Testen, wobei letztere auch mit einer ganz anderen Abstimmung der Vorderradaufhängung als bei den anderen Hondas zu sehen war. Außerdem benutzten sowohl Rins als auch sein Teamkollege Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) die letztjährige Kupplung - und nicht die neue Karbonkupplung, die Nakagami zuvor getestet hatte.

Es ist Mir, der den Portimao-Test als schnellste Honda auf Platz 13 beendet, 0,016 Sekunden vor Márquez, der wiederum 0,004 Sekunden schneller als Rins ist. Sie sind alle innerhalb einer Sekunde vom Rundenrekord entfernt, ein Zeichen dafür, dass Honda auf dem richtigen Weg ist. Nakagami beendet den Test auf Position 20, 1,3 Sekunden von der Spitzenposition entfernt.

Das war's also! Der Vorhang für die Vorsaisontests 2023 ist gefallen. Das nächste Mal werden wir die Stars der Königsklasse im ersten Training beim Großen Preis von Portugal am 24. März auf der Strecke sehen. Bring. It. On.