Ist es nicht toll, wenn ein Fahrer auf der Bildfläche erscheint, der den etablierten Stars das Fürchten lehrt? Pedro Acosta hat genau das zu Beginn der MotoGP™-Saison getan, während ein anderer ehemaliger Red Bull Rookies Star sie in der WorldSBK vom Hocker haut.
Meine Freunde und Journalistenkollegen hatten nur ein Gesprächsthema, als sie letzten Monat von der britischen WorldSBK-Runde in Donington Park zurückkehrten. Sie konnten es kaum erwarten, mir zu erzählen, wie beeindruckt und begeistert sie Toprak Razgatliogu auf der historischen Rennstrecke in Aktion erlebt hatten.
Der 27-jährige türkische BMW Fahrer hat die Konkurrenz einfach weggeblasen. Eine Woche später wiederholte er diese Aktion in Most in der Tschechischen Republik - das war sein zehnter WorldSBK-Sieg in Folge. An diesem Wochenende fegte er in Portimao erneut über die Strecke und hat damit rekordverdächtige 13 Rennen in Folge gewonnen. Er führt die einst hart umkämpfte Meisterschaft nun mit 92 Punkten an.
Diejenigen, die das Glück hatten, ihn in Donington in Aktion zu erleben, glauben, dass er der Fahrer ist, der die Geschichtsbücher neu schreiben wird, wenn der Meisterschaftsführende in die MotoGP™ wechselt. Kein WorldSBK-Champion hat je die MotoGP™-Weltmeisterschaft gewonnen. Tatsächlich haben nur zwei Fahrer jemals Grands Prix der Königsklasse gewonnen. Verletzungen, Pech und die Umstände haben dazu geführt, dass nur Ben Spies und Troy Bayliss in der MotoGP™ die Zielflagge gesehen haben.
Der Amerikaner Spies sah immer am wahrscheinlichsten aus. Nur zwei Jahre nach seiner Krönung zum WorldSBK-Champion gewann er 2011 die Dutch TT. Spies wurde in diesem Jahr Fünfter in der Weltmeisterschaft, aber Verletzungen machten seine MotoGP™-Aussichten zunichte und führten zu einem vorzeitigen Rücktritt. Der Australier Troy Bayliss kehrte 2006 für einen einmaligen MotoGP™-Einsatz in Valencia zurück. Der amtierende WorldSBK-Champion ersetzte bei Ducati den verletzten Sete Gibernau. Während sich die Welt auf den Kampf zwischen Hayden und Rossi um den Titel konzentrierte, gelang Bayliss ein historischer Sieg. Mit Loris Capirossi auf dem zweiten Platz erreichte Ducati zum ersten Mal in der Geschichte einen 1:2-Grand-Prix-Sieg.
Das war's, und nur Colin Edwards kam ihm nahe. Der zweifache WorldSBK-Champion wechselte 2003 in die MotoGP™. In seiner 11-jährigen Karriere stand "The Texas Tornado" 12 Mal auf dem MotoGP™-Podium, wurde 2005 Vierter in der Weltmeisterschaft, gewann aber nie einen Grand Prix - eine magere Belohnung für einen so brillanten Fahrer.
Ich erinnere mich an ein Interview mit Colin im Jahr 2004, als der WorldSBK-Champion von 2003, Neil Hodgson, eine Rückkehr in die MotoGP™ in Erwägung zog. Colin drängte Neil, so schnell wie möglich zurückzukehren, weil er merkte, dass er zu lange gewartet hatte, bevor er die Meisterschaft wechselte. Der zweifache WorldSBK-Champion James Toseland wechselte 2008 in die MotoGP™. Nach einem ermutigenden Start wurde er leider von Verletzungen heimgesucht und kam nie auf das Podium.
Einige große WorldSBK-Champions haben den Wechsel nie geschafft. Carl Fogarty und Jonathan Rea hätten sicherlich Erfolg gehabt, aber der Mangel an geeigneten Möglichkeiten und Maschinen hat sie daran gehindert. Ihre Leistungen als Wildcards haben gezeigt, wie gefährlich sie für die etablierten Stars gewesen wären, aber nur auf konkurrenzfähigen MotoGP™-Maschinen. Der Wechsel von einer Meisterschaft, in der du der König bist und ein sehr komfortables Leben führst, muss der richtige Schritt ins Ungewisse sein.
Der fünffache 500-ccm-Weltmeister Mick Doohan gewann ein paar WorldSBK-Läufe in Australien und Japan, bevor er seine Karriere in der Königsklasse begann und den Titel gewann. Cal Crutchlow gewann den WorldSSP-Titel und WorldSBK-Rennen, bevor er 2011 in die MotoGP™ wechselte. Er gewann drei MotoGP Grands Prix, bevor er sich vor drei Jahren zurückzog. Auch 250er-Weltmeister und MotoGP-Grands-Prix-Sieger wie Max Biaggi und John Kocinski fuhren den umgekehrten Weg und gewannen WorldSBK-Titel.
Es ist so einfach, sich mitreißen zu lassen, und diese Saison hat in beiden Meisterschaften noch eine lange Reise vor sich, bevor sie zu Ende geht. Aber ein bisschen Träumen hat noch nie geschadet, Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden.